Interview mit Horatio Dabelstein

Klaxdonnersbüll mag ein kleines Dorf sein, doch wir haben unseren ersten Prominenten! Autor Horatio Dabelstein hat sich bei uns niedergelassen, und natürlich sind wir ein bisschen neugierig.

Mit seinem Kater und seinem wundervollen Partner lebt Horatio Dabelstein in der ländlichen Idylle von Klaxdonnersbüll am Rande des Moors.

Bekannt wurde er durch seine Kriminalromane mit Handlungsorten irgendwo auf den Britischen Inseln und durch seinen Auftritt im Roman „Ein Autor, ein Buchbinder & ein Geist“. Jetzt kehrt er schreibtechnisch zu seinen Wurzeln nach Schleswig-Holstein zurück und vergnügt sich an charmanten Romanzen mit einer Prise Crime. Das kommt davon, wenn man selbst glücklich verliebt ist!

Das Interview führte Benny Fresendelf.

B. F.: Wir sitzen hier unter der Pergola nahe dem Gartenteich, während Horatios Kater einen Schmetterling stalkt. Es ist wundervoll friedlich hier, irgendwo in der Ferne tuckert ein Trecker, der von drei gemütlichen Hummeln beinahe übertönt wird. Mir gegenüber sitzt Horatio Dabelstein, der sich für dieses Interview von seinem Laptop losgerissen hat. Horatio, du siehst genauso aufgeregt aus, wie ich mich fühle!

H. D.: Mein erstes Interview! Du kannst wetten, dass ich zappelig bin!

B. F.: Fangen wir mit einer leichten Übung an. Es steht eine Veröffentlichung von dir an! Ich freue mich jetzt schon auf Maximilian und Pierre. Was kannst du uns zu dem Roman erzählen?

H. D.: Dinosaurier. Nein, wirklich. Da gibt es einen Campingplatz, auf dem Pierre als Kind seine Sommerferien verbracht hat. Strand vor der Wohnwagentür, und über eine kleine Brücke ist der verwilderte Park einer alten Villa zu erreichen. Da hat er zusammen mit anderen Kindern Jurassic Park gespielt. Das Nest des T-Rex war im alten Belvedere, und man musste dort besonders vorsichtig sein. Nach dem Studium darf er wieder im Wohnwagen Pause machen, und natürlich geht er in den Park, um nachzusehen, ob die Villa noch steht oder einem Golfplatz weichen musste. Dort trifft er auf Maximilian, der sein gebrochenes Herz in der Abgeschiedenheit zu kurieren versucht. Pierre ist ein Plappermäulchen – eine Eigenschaft, die er von meinem Lebensgefährten geerbt hat – und erzählt natürlich prompt vom T-Rex und den Velociraptoren. Und damit kommen sich Pierre und Maximilian langsam näher. Es wartet aber noch eine kleine Krimieinlage auf die beiden.

B. F.: Ich freue mich so sehr darauf! Was hat Dich dazu gebracht, Autor zu werden?

H. D.: Ich habe mir schon als Kind Geschichten ausgedacht und meine gesamte Familie damit traktiert. Irgendwann habe ich angefangen, Kladden mit ihnen zu füllen, bis ich meinen ersten Laptop bekam. Ab da gab es kein Halten mehr!

B. F.: Wie gehst Du vor, um die Namen für Deine Figuren zu finden?

H. D.: Es mag albern klingen, aber die Vornamen bringen meine Figuren meistens mit. Nachnamen sind schon etwas anderes. Wenn ich Geschichten in Schleswig-Holstein spielen lasse, sehe ich gerne auf Seiten von Verwaltungen oder Vereinen nach, wie die Leute da heißen. Oder ich nehme Ortsnamen. Pierres Nachname ist der Handlungsort eines Romans von einer befreundeten Autorin. Ich veranstalte gerne eine Schnitzeljagd für Lesende, und bin gespannt, ob ich Rückmeldungen bekomme, dass der Roman identifiziert wurde!

B. F.: Gibt es bestimmte Situationen, in denen du die Ideen für einen neuen Roman hast, oder kommen sie dir in den unterschiedlichsten Momenten?

H. D.: In den unmöglichsten Momenten! Hausarbeit ist eindeutig eine Quelle der Inspiration. Während ich staubsauge oder den Abwasch erledige, scheint mein Gehirn der Meinung zu sein, sich auf Ideenfunken konzentrieren zu können. Manchmal fällt mich so ein Plotbunny aber auch an, wenn ich mit Freunden zusammen bin. Neulich fiel ein Freund samt seinem Handy in einen See. Das musste ich einfach verarbeiten! Und ja, es ist in Der Schatz in der Villa eingeflossen. Genau wie einige markante Aussprüche, die ich hier und da aufgeschnappt habe. Ich mag es, wenn Figuren einen besonderen Wiedererkennungswert auch ihn ihrer Sprache haben.

B. F.: Du lebst in Klaxdonnersbüll. Fließen Ereignisse aus diesem Ort in Deine Romane ein?

H. D.: Auf jeden Fall! Siehe See, Mann, Handy, Platsch! Manchmal sind Smartphones für den Plot so ungemein unpraktisch, weil ich meine Helden nicht einfach per Knopfdruck Hilfe holen lassen will. Es mag Gegenden mit Funkloch geben, aber die genügen mitunter einfach nicht. Manchmal denke ich, dass es viel einfacher gewesen sein muss, Romane zu Zeiten von Wählscheibentelefonen und Telefonzellen zu schreiben. Alternativ Trommeln oder Rauchzeichen. Aber zurück zur Frage: Ereignisse werden wohl weniger einfließen, aber die Besonderheiten der Menschen hier, Anekdoten, die ich leicht verfremdet einbauen kann. Wie das berüchtigte Igelhuhn oder die Bauchlandung im Matsch beim Autoanschieben. Oder auch die Matschdusche – ebenfalls beim Anschieben eines festsitzenden Fahrzeugs. Das Leben schreibt wundervolle Geschichten, und ich würze meine Romane so gerne mit ihnen. Ich will auch unbedingt noch den Schneesturm verarbeiten, der über dieses Dorf hereinbrach, als ich gerade hier einzog. Derzeit lerne ich Treckerfahren, weil ich das vielleicht irgendwo verarbeiten kann. Und sonst genieße ich einfach das Leben in und die Inspirationen durch Klaxdonnersbüll, Prillsande und Rothenbüll.

B. F.: Danke für das Interview! Und? War es so schlimm?

H. D.: Jetzt bin ich ganz ruhig. Bis ich dann später nachlese, wie viel Dummtüch ich erzählt habe!

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