Kampfszenen schreiben

StreitkolbenDies wird keine perfekte Anleitung, wie ab sofort jeder die absolut mitreißende, umwerfende und turbotolle Kampfszene schreiben kann. Aber ich habe nun von mehreren Seiten gehört, dass das Schreiben dieser Szenen schwer fällt – und dass meine Kampfszenen gefallen. Dankeschön!

Ich schreibe Heroic Romantic Fantasy – „Schmachten & Schlachten“, und natürlich dürfen da Kampfszenen nicht zu kurz kommen, präsentieren sie doch den Helden im martialischen Leuchten eines entfesselten Kriegsgotts. Mein Setting ist also ganz grob dem europäischen Mittelalter vergleichbar. Waffen und Rüstungen müssen nicht immer aus dieser Epoche und Region kommen. Meine Jungs arbeiten mit Axt (Zweihandaxt, die es so nur in der Fantasy gibt), Schwert, Säbel, Streitkolben, Klingenstab, Dolch und notfalls auch Stilett. Sie sind unterschiedlich gerüstet, wobei nur der Wikinger-Grimmenhelm (Brillenhelm) meistens auftaucht.

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Heißer Tip: Guédelon

Tor SpöttrupIch habe mit ihnen das Leben auf einem Bauernhof während der Tudor-Zeit, mitten im Victorianischen und Edwardischen Zeitalter ebenso „miterlebt“ wie auf einer Farm während des Zweiten Weltkriegs. Geschichtswissenschaftlerin Ruth Goodman und die Archäologen Peter Ginn, Alex Langlands und neu im Team Tom Pinfold unternehmen vor den laufenden Kameras von BBC jeweils eine Zeitreise. Liebevoll aufbereitete experimentelle Archäologie.

Kleidung, Wohnen, Kochen, Vorratshaltung, Handwerk, Umgang mit Tieren, Landwirtschaft und nebenbei immer ein wenig Hintergrund und nette Kleinigkeiten. Perfekte Mischung für mich.

Aber jetzt kommt der Hammer: Guédelon!

You Tube: Video des BBC mit Ruth Goodman

Wir bauen eine Burg! Das BBC-Team beleuchtet dabei nicht nur Arbeitsschritte, unterschiedliche Handwerke, Bauweise und Werkzeuge, sondern auch das Leben der Bauarbeiter, Unterbringung, Ernährung und praktische Versuche. HIER geht es zur ausführlichen BBC-Seite über diese neue Serie.

Wer wie ich Fantasy im groben Mittelaltersetting schreibt, kann nur jubeln. Alle anderen werden diese kleine, fünfteilige Serie hoffentlich ebenso begeistert verschlingen wie ich.

Inspiriertiere

Wer wie ich mit einer Menge Tiere zusammenlebt, kann im Notfall Blitzrecherchen machen, falls überraschende Problemstellungen im Roman aufkommen. So war es mir möglich, die Frage eines Autorenkollegen zum Thema Pferd rasch mittels eines spontan anberaumten Versuchsaufbaus zu beantworten: Klick

Aber manchmal sind die lieben Felligen auch Inspiriertiere. Schreibe ich über die Kriegspferde meiner Helden, so steht das Beispielross immer in Reichweite. Aus einem zierlichen Arabermix zaubere ich ein gewaltiges Streitpferd, in dessen Brust „ein furchtloses Herz und eine gemeine Seele“ wohnen. Japp, damit bist Du gemeint, Darius!

Odin 500Die letzten Monate hat mich das #Geheimprojekt begleitet. Fürchterlich geheim ist es nicht mehr. Der Titel lautet „Runenschicksal“, und der Roman erscheint zur Leipziger Buchmesse im Verlag Mondwolf. Bislang aber noch geheim ist mein Inspiriertier: Odin.

Nachdem meine Verlegerin mich heute anstupfte, ob der Roman eine Widmung bekommen soll, konnte ich nur mit „Ja, bitte!“ antworten.

Odin war ein Siberian Husky. Eine Rasse, die ich noch sehr „wolfig“ finde. Das geht los bei der deutlichen Körpersprache und dem schönen Mondheulen. Nagut, Odin heulte nicht den Mond an, aber wenn Sonnabend Mittag im Nachbardorf die Feuerwehrsirene getestet wurde, heulte er verschönernd und sehr laut mit. Er hasste (oder liebte?) das Klingelzeichen meines Telefons und heulte lauthals als Klingelverstärker mit. Egal wo ich mich auf dem Hof befand, ich wusste, dass da gerade jemand anruft!

In „Runenschicksal“ gibt es also einen Wolf (soviel darf ich verraten, heißt die Reihe doch „Mondgesang und Wolfsgeheul“), der einen Gutteil seines Charmes meinem lieben Odin verdankt.

Das kleine Inquit

Es war einmal ein kleines Inquit, das besser behandelt werden wollte als andere Sätze und Satzteile rund um die direkte Rede (und auch indirekte Rede). Und es bekam seine Extrawurst!

Was sind Inquit-Formeln?
Als solche bezeichnet man Begleitsätze zur direkten Rede, die in direktem Bezug zu ihr stehen. Sie zeigen an, wer da gerade spricht, beschreiben vielleicht obendrein die Art des Sprechens. Wichtig ist, dass sie echte Lautäußerungen sind, die verständliche Worte hervorbringen.
Er sagte, sie fragte, brüllte, schrie, flüsterte, wisperte, sang, murmelte, meinte, dachte laut …

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Plädoyer für die Normseite

Die gute, alte Normseite. Alt ist sie wirklich, und nicht jedem erschließt sich, warum es genau so viele Zeilen und genau so viele Zeichen pro Zeile sind: Nämlich 30 Zeilen zu maximal exakt 60 Zeichen.

Die Normseite stammt noch aus den Zeiten der mechanischen Schreibmaschinen. Auch ich habe anfangs auf so einem alten Schatz getippt, allerdings mit minimalem Zeilenabstand, um mehr Text auf eine Seite quetschen zu können. Meine Maschine war winzig, eine alte Reiseschreibmaschine, die ich von meinem Oheim geschenkt bekam. Sie färbte die Zeilen gerecht halb rot und halb schwarz ein, eine andere Korrekturmöglichkeit als flüssiges Tippex oder das gleiche Zeug auf winzigen Blättchen gab es nicht. Korrekt eingestellt (also nicht mit winzigem Zeilenabstand, um Papier zu sparen) wirft eine Schreibmaschine eine Normseite aus, und mit dieser Normseite haben Autoren, Verlage und Lektoren zu rechnen gelernt. Sie ermöglicht die Einschätzung, wie dick das fertige Buch werden wird. Wie viele Normseiten auf eine Buchseite passen, hängt vom Satz ab.

Eines noch bringen die alten Schreibmaschinen mit in die heutige noch gebräuchliche Normseite: Nicht-proportionale Schrift. Damals gab es halt nur eine Type. Und die Maschine rückte nach jedem Anschlag exakt das gleiche Stückchen weiter. Moderne Schreibprogramme bringen eine Fülle von Schriftarten mit, und Experimentieren kann viel Spaß machen. Solange es keine Experimente an der Normseite sind, denn die funktioniert nur mit einer nicht-proportionalen Schrift, in der das i genauso viel Platz bekommt wie das m.

Simpler Vergleich:
Aluminium
Milliliter
Welches Wort ist länger? In den für den Buchdruck üblichen Schriftarten, die proportional jedem Buchstaben so viel Platz zuteilen, wie er benötigt, einem i also weniger Platz zugestehen als einem m, sieht Milliliter kürzer aus. Ist es aber nicht, wie eine Formatierung in z.B. Courier New umgehend beweist.

Noch ein wichtiger Faktor, der zur Normseitengestaltung beiträgt: Die Absatzkontrolle. Die bringen moderne Schreibprogramme nämlich mit, und sie macht auch Sinn, um Schusterjungen (wissen nicht, wo sie hingehen, sind also am Ende einer Buchseite eine einzelne Zeile) und Hurenkinder (wissen nicht, wo sie herkommen, sind also am Anfang einer Buchseite eine einzelne Zeile) zu vermeiden. Sieht im fertigen Buch einfach nicht gut aus und wird von Setzern liebevoll ausgemerzt. In der Normseite allerdings kommen sie vor! Also Absatzkontrolle ausschalten. Sonst haben wir Nicht- Normseiten, die mal 30, mal 29 Zeilen umfassen. Was der Berechenbarkeit des Manuskripts zuwiderläuft. In eine ähnliche Kategorie gehören vergessene Leerzeichen am Zeilenende vor der manuellen Zeilenschaltung (die nur bei Absatzende genutzt werden darf, nicht nach jeder Zeile wie das *kling ratsch* bei der Schreibmaschine!): Im schlimmsten Fall zwingt so ein anhängendes Leerzeichen nämlich ein Wort in die nächste Zeile, obwohl es in der davorstehenden noch Platz gehabt hätte. Pfriemelarbeit für den Setzer, denn unnötige Zeilen verlängern das fertige Druckwerk und kosten Geld.

Ich schreibe mittlerweile ausschließlich in Normseiten. Ich brauche keine verspielten Schriftarten oder Blümchen am Rand. Aber ich will wissen, wo ich von der Textlänge her stehe.

Die Normseite ist nicht hübsch. Das will sie auch gar nicht sein. Sie ist Berechnungsgrundlage und einfach ein allgemeines Maß. Unschön im linksbündigen Flattersatz (ja, auch Blocksatz ist unerwünscht!), keine ansehnliche Schrift, aber eine, die das Aufspüren von falschen Abständen auch ohne das Einblenden der nichtdruckbaren Zeichen (Leerzeichen, Zeilenschaltung) leicht macht. Silbentrennung – ob von Hand oder automatisch – ist übrigens auch nicht gewünscht.

Wer mir erzählt, dass er Normseiten nutzt, Courier New aber so hässlich findet, dass lieber Times New Roman benutzt, schreibt nicht in Normseiten. Und bei Ausschreibungen kamen mir mitunter auch schon die Tränen, wenn lang und breit erklärt wird, was eine Normseite ist, dass nur Texte in Normseitenformat angenommen werden – und dann als Empfehlung für die Schriftart Arial dasteht. Arial ist ebenso eine proportionale Schriftart wie Times New Roman.