Optische Vorbilder

Machen wir uns nichts vor: Die meisten Autoren wissen ganz, ganz genau, wie ihr Protagonist aussieht, welcher Schauspieler der einzig Mögliche für die und die Figur wäre.

Mehr oder weniger bewußt orientieren wir uns am Bekannten für unsere Städte und Landschaften. Es ist ja kein Zufall, daß das europäische Mittelalter so oft Kulisse für die Phantastik ist. Mittelalterliche Städte – ob nun natürlich gewachsen oder wie Kiel geplant gegründet – sind oftmals der Hintergrund für schwertschwingende Abenteurer, Magier oder geheimnisvollere Gestalten. Einfach weil wir es kennen, es uns logisch erscheint, daß auch die Städte in phantastischen Welten auf ähnliche Weise entstanden sind. Die für die Versorgung der Bevölkerung notwendigen Berufe ergeben sich daraus auch ganz natürlich. Eine Kneipe da, ein Sattler oder Schmied hier, dort der Marktplatz.

Doch es gibt noch andere Details unserer Romane, die optische Vorbilder haben.
Sylwind zum Beispiel, der Grauschimmel, den mein Halbelf und Paladin Cajan reitet, hat ganz genau sogar zwei optische Vorbilder. Die Farbe verdankt er meiner Stute Arabella. Den Rest siehe Bild (mit freundlicher Genehmigung von Heinke Luckmann):

KielKrimi!

Ich darf mich offiziell freuen! Mein KielKrimi „Ein ehrwürdiger Rat“ hat für die Mittelalter-Krimi-Anthologie „Intrigen, Mord und Bösewichte“ (AT) des Verlags Burgenwelt die Jury überzeugen können!

Hier alle Gewinner:
Olaf Lahayne
Tanja Rast
Susanne Haberland
Kerstin Göbel
Alexander Schmidt
Elisabeth Schwaha
Marlene Geselle
Isabella Benz
Olaf Bröcker
Nina J. Röttger

Im Endeffekt saß ich beim Schreiben umzingelt von sechs Büchern, die mein Bruder mir alle brav angeschleppt und auf den für mich wichtigen Seiten markiert hatte. PostIts sind wirklich praktisch. Wann immer ich zu einem Detail kam, brauchte ich mich nur mittels Bürostuhl herumdrehen und das richtige Buch betrachten. So macht Schreiben sehr viel Spaß!

Wann immer ich nun in Kiel durch die Altstadt flaniere, kann ich mich eines Grinsens nicht erwehren: Da ist Cornelius herausgekommen, um danach wie von Furien gejagt dort hinabzurennen. Was hat er dabei gerochen? Bestand die Gefahr, daß er auf der ungepflasterten Straße in einer Matschpfütze oder einem Pferdeapfel ausrutschte? Und da drüben stand der Turm, in dem Hein wohnte! Dort das Tor, das die Dienstwohnung von Thomas beherbergte. Und wo heute das Kieler Schloß, das ich so scheußlich finde, aufragt, stand die Burg. Eine echte Burg, der nicht nur die Burgstraße (heute Schloßstraße), sondern auch wegen der „Katzen“ genannten Geschütze die heute nicht mehr existierende Kattenstraße ihren Namen verdankt.

Kiel war eine geplante Stadt, und das sieht man trotz zweier Weltkriege und diverser Bauwutanfälle der Altstadt immer noch an. Die Insellage ist noch zu erkennen, die meisten der Gründerstraßen noch dort, wo sie damals angelegt wurden. Ein Stück Geschichte atmen – so machen Recherche und Schreiben wirklich Freude.

Im Dienste der Recherche

Ich begebe mich gerne auf Recherchefahrten. Unter dem Tag Recherche ist dazu auch schon einiges in meinem Blog zu finden. Haithabu, Dannewerk, Freilichtmuseen, Mittelaltermärkte und anderes besichtige ich gerne, um mir ein Bild von den Lebensumständen meiner Protagonisten zu machen. Es ist vielleicht bezeichnend für mich, daß ich neben stundenlangem Starren auf die Niagarafälle meinen Urlaub in Kanada auch nutzte, um Fort George zu besuchen. Dort erlebte ich auch eine Musketenvorführung und war begeistert. Von dem Fachwissen, vom Engagement des Museumsmitarbeiters („We hope.“) und der eigentlichen Unsinnigkeit dieser Waffe.

Ich durfte mit modernen Pistolen und sogar einem russischen Scharfschützengewehr aus dem Ersten Weltkrieg auf einem Schießstand hantieren und erfuhr am eigenen Leib, wie sehr so eine Magnum „hüpft“, wo genau der Muskelkater nachher sitzt und daß der Ladeschlitten bei falschem Hantieren schmerzhaft über die Hand fahren kann. Laden des Magazins geht ganz schön auf die Finger, auch das konnte ich dabei lernen.

Bücher umzingeln mich, während ich schreibe. Als ich meinen KielKrimi verfaßte, lagen aufgeschlagen sechs Bücher im Halbkreis auf Tischen ud Stühlen um mich herum, so daß ich mich nur mitsamt meines Bürostuhls drehen mußte, wenn mir eine Information fehlte.

Ich habe mit Geheimtinten experimentiert und kam zu für mich überraschenden Ergebnissen. Auch einen Leiteraufstieg in Handschellen habe ich schon ausprobiert! Das ist schwerer und auch schmerzhafter, als es scheinen mag. Unter den wachsamen Augen meines Bruders wagte ich gefesselt den Aufstieg und erkannte rasch, daß mein Held nur zwei Optionen hat. Entweder er hangelt sich an einem Seitenholm nach oben und schnappt mit der anderen Hand immer wieder nach den jeweils erreichbaren Sprossen, oder er trotzt sehr heldenhaft der Schwerkraft und läßt mit beiden Händen los, um dann zur nächsten Sprosse zu greifen. Die roten Male an meinen Handgelenken waren sehenswert! Prädikat: Den Helden lieber Treppenstufen steigen lassen!

Wer die TV-Serie „Bones“ kennt, weiß aus den Belehrungen von Dr. Hodgins, daß eine Cantaloupe-Melone von ihren Widerstandseigenschaften her dem menschlichen Schädel sehr nahe kommt. Ich möchte mir also eine solche Melone kaufen. Denn ich will sehen, was ein Streitkolben wirklich anrichtet!

Den Streitkolben habe ich ja schon …

Recherche: Haithabu

Quer durch Schleswig-Holstein spannt sich auch heute noch das Dannewerk, der Schutzwall der Wikinger gegen die Gegner, Räuber und Eindringlinge aus dem Süden. Schon als Vorläufer des Nord-Ostsee-Kanals verfügten die nordischen Händler und Forscher über einen Wasserweg von der Nordsee zur Wikingergroßstadt Haithabu im Schutze der Schlei bei Schleswig.

In Relation: Haithabu damals war eine Großstadt, wie selbst zeitgenössische Araber vermerkten. Es entsprach damals von Hafen, Handwerk und Wichtigkeit der heutigen Hafengroßstadt Hamburg inklusive Containerhafen.

Direkt am Haddebyer Noor liegt das Wikingermuseum Haithabu – nur einen Kilometer Fußmarsch vom historischen Siedlungsgebiet entfernt. Dort, wo heute noch der alte Stadtwall aufragt und das nun größtenteils landwirtschaftlich genutzte Stadtareal schützend umschließt, haben die Archäologen und Handwerker des Museums einen winzigen Teil der Siedlung wiederauferstehen lassen. Ursprünglich erstreckte Haithabu sich über das ganze, immerhin 26 Hektar große Areal. Plankenwege verhinderten, daß Fußgänger im Matsch versanken. Feuergefährliche Handwerke waren an den Rand gedrängt, um diese Siedlung nicht zu gefährden.

Größte Fundstelle ist auch heute noch das vormalige Hafenbecken. Über hölzerne Schiffanleger wurden hier die Knarr, die Handelsschiffe entladen, und vieles fiel einfach mal ins Wasser. Waffen, Tierknochen, Schiffswracks, Glasperlen, Münzen, Werkzeuge – alles ruhte im Hafenschlick und wartete auf die Neuentdeckung, die im Museum dokumentiert ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Highlight und Grund für meine Terminplanung war die Anwesenheit der SIGYN, eines Nachbaus einer echten Wikingerknarr, deren Wrack im Schiffsfriedhof von Skuldelev gefunden wurde.

Ein Besuch im rekonstruierten Siedlungsausschnitt ist für mich jedes Mal wieder eine geballte Ladung Inspiration. Nächstes Jahr werde ich meinen Roman „Odins Waisen“ erneut in Angriff nehmen. Geplant war er als Teil einer Serie beim Arcanum Fantasy Verlag. Leider scheiterte dieses ehrgeizige Projekt. Jetzt werde ich einen ganzen, ausgewachsenen Roman aus ihm machen. Mit Haithabu im Hinterkopf. Ich freue mich.

Geheimtinte – oder auch: Sehr witzig!

In meinem Kielkrimi – Mittelalter, 15. Jahrhundert – dreht sich gerade alles um Geheimnachrichten, die zwei mittlerweile ermordete Männer ausgetauscht haben.
Den Klassiker Zitronensaft habe ich mir verkniffen. 1430 in Kiel wird es kaum Zitronen gegeben haben. Schade!

Also den nächsten Klassiker ausprobiert: Milch! Einen Zahnstocher als Federkielersatz an einem Ende leicht weichgeklopft und in die Milch getaucht. Man muß sehr oft nachstippen, sonst schreibt man mit trockenem Holz.

Jetzt stinkt es in meinem Arbeitszimmer nach verbrannter Milch.

Aber der Reihe nach:
Es gibt zwei Möglichkeiten, mit Milch geschriebene Geheimnachrichten sichtbar zu machen: Kohlenstaub (ich nahm als Ersatz mit der Nagelfeile fein geriebenen Bleistift, also Graphit, da ich gerade keine Grillkohle zur Hand habe) und Wärme (das duftende Teelicht vom schwedischen Möbelhaus, so, das mußte mal gesagt werden. Es stinkt trotzdem nach angebrannter Milch!).


Eine geheime (und alberne) Nachricht. Geschrieben mit Milch, brav vollkommen trocknen lassen, mit Graphitstaub sichtbar gemacht. Das ist ziemlicher Schweinkram. Ich habe jetzt noch schwarze Fingerspitzen. Und ich muß zusehen, meine Nagelfeile wieder sauber zu bekommen. Das Prozedere ist einfach: Graphitstaub über das Blatt streuen, mit dem Finger verstreichen, die mit Milch geschriebene Nachricht wird sichtbar. Sie wird nur nie wieder unsichtbar. Das Papier im Mittelalter war dank Lumpen und Handschöpfung sehr viel rauher als unser heutiges, und auch von modernem Papier verschwindet die Nachricht nicht wieder.


Auch diese Nachricht habe ich mit Milch geschrieben, offenbar nicht satt genug. Denn trotz bösen Kokelns über dem Duftteelicht blieben einige Schriftzeichen unsichtbar. Die Rückseite des Papiers ist mit dunklen Kokelflecken getupft, die geheime Nachricht stinkt erbärmlich. Ich hatte beständig Sorge, daß mein Zettel in Flammen aufgeht. Wo ich die Milch satt aufgetragen habe, ist die Schrift gut leserlich. Doch es dauert, bis man die Nachricht soweit sichtbar gemacht hat, daß sie entzifferbar ist. Und sie denkt gar nicht daran, wieder zu verschwinden. Kein Wunder, sind die Zeichen doch sichtbar dank verbrannten Milcheiweißes.

Was mach ich nun? Meinen Finaleplan leicht umschreiben!