Recherche zum Thema Pferde

Die Frage kam auf, wie man ein Pferd durch ein Areal schaffen kann, das mit optischen Täuschungen Abgründe und andere Hindernisse vorgaukelt. Die Idee: Augen verbinden!

Ob das geht? Ich muß so etwas ja möglichst sofort und auf der Stelle ausprobieren. Also schnappte ich mir einen Schal und ging auf die Suche nach einem vertrauenden Pferd.

Vertrauendes Pferd I (Darius) versprach, mich in seiner Tränke zu ersäufen, wenn ich ihm was vor die Augen tüddel. Okay.

Vertrauendes Pferd II (Naomi) stand gottergeben still und ließ sich die Augen verbinden. Als ich sie anführte, folgte sie sehr zögerlich. Nach je drei, vier Schritten blieb sie stehen. Ich mußte gut auf sie einreden und energisch am Halfter zupfen/ziehen, damit sie sich wieder in Bewegung setzte. Langsam und vorsichtig.

Die Testbedingungen stimmten nicht ganz mit der Problemstellung überein:
Naomi befand sich in Gesellschaft der ihr vertrauten und untergeordneten kleineren Pferde auf einer ihr bekannten Koppel. Sie wußte, wo sie stand, wo die Senke und wo die Scheunenwand sich im Verhältnis zu ihr befanden.

Eine Tagesreise wird da wohl fix zu zwei oder drei. Das Pferd bleibt immer wieder stehen. Ich habe den Schal nur für den Minitest über eine Strecke von max. zehn Metern um ihren Kopf gelassen und habe nicht gewartet, bis das Ding sie so aufregt, daß sie energisch werden möchte. Zu meiner Verteidigung: Naomi ist ein Kaltblutmix von 1,75 m Stockmaß und tierärztlich geschätzten 600 kg. Außerdem mag sie mich, und das möchte ich natürlich nicht aufs Spiel setzen.

Betalesen I

In ihrer lockeren Reihe „WettbewerbsNoGos“ stellt Isabella Benz auch die Frage, ob Autoren ihre Geschichten vor einem Einreichen gegenlesen lassen.

Ich bin der Meinung: aber auf jeden Fall!

Hier hab ich dazu schon mal Senf gegeben:
Den Rat anderer suchen und aus dem stillen Kämmerchen kommen. Von sich selbst kann man nichts lernen. Rückmeldungen ernst nehmen. Nicht jede Rückmeldung ist das Ei des Kolumbus und muss sklavisch umgesetzt werden, aber es gibt einen Grund, warum diese Rückmeldung erfolgt ist.

Die Hilfe anderer, einmal einen frischen Blick auf eine Geschichte zu werfen, die ich geschrieben, gelesen und überarbeitet habe, ist für mich Gold wert. Dinge, die ich beim Schreiben als selbstverständlich ansah (weil ich sie recherchiert oder mir ausgedacht habe), sind einem uneingeweihten Leser vielleicht unklar. Zusätzlich entwickelt jeder Autor im Zuge seines Schreibenlernens Marotten, Dinge, die ihr/ihm sehr gut gefallen und vielleicht auch besonders leicht von der Hand gehen. Da ich auch selbst betalese, sind mir solche Eigenheiten bei anderen Autoren schon aufgefallen. Sparsam eingesetzt können sie eine Signatur sein. Aber wie immer: Die Dosis macht das Gift.

Solche Marotten habe ich auch! Um einige weiß ich, und ich bemühe mich, sie mir selbst abzugewöhnen. Zeitweises Lieblingswort war „regelrecht“. Bis ich merkte, daß ich es in einem Satz mehrfach unterbrachte!
Sie quetschte sich regelrecht an den Männern vorbei und flog regelrecht den Gang entlang, um sich dann regelrecht neben dem Gefallenen auf die Knie zu werfen.
Ich schlage gerade regelrecht meinen Kopf auf die Tischplatte. Aber: Das da oben habe ich geschrieben und ganz ernst gemeint. Es ist viele Jahre her, kann ich zu meiner Verteidigung vorbringen. Und ich habe es ganz alleine bemerkt.
Die Lektorin meiner ersten Diebesgeschichte („Dame Jiro“ in der ebook-Anthologie Diebesgeflüster im Verlag Aeternica) stieß mich dann mit der Nase auf mein neuestes Lieblingswort: wirklich. Wirklich konnte ich wirklich reichlich in Texte einbringen. Wirklich!

Zu solchen liebreizenden Lieblingswörtern kommen dann noch andere Angewohnheiten, die ich selbst nicht ganz so leicht enttarnen konnte. Das tat dann Helen B. Kraft. Meine Marotten heißen nun „Paladine“, da Helen sie zuallererst bei Cajan im großen Stil enttarnte und mir unter die Nase rieb. Cajan von Crollan ist der Paladin der Königin. Nun braucht Helen nur noch PALADIN! an den Seitenrand zu schreiben, und ich weiß genau, welcher Sünde ich mich schuldig gemacht habe.

Sprache lebt!

Wenn ich an altertümliche Schreibweisen denke (laut einer besonders niedlichen Formulierung Terry Pratchetts „oh, das war vor Erfindung der Rechtschreibung!“) wie Thier und Thür, die uns heute sehr falsch vorkommen, bin ich froh, daß Sprache sich entwickelt. Die Rechtschreibreform und deren zahlreiche Reformen gefielen mir nicht immer, auch wenn ich die Logik mit ß und ss endlich verstanden habe. Als Schleswig-Holsteinerin habe ich damals gegen die Rechtschreibreform gestimmt, weil einige Sachen mir einfach weh taten (einbläuen zum Beispiel, oder der grauenhafte Stängel).

Im Duden hat mittlerweile die Mehrzahl von Komma als Kommas Einzug gehalten. Wann kommt Kaktusse?

Aber es gibt Dinge, die hoffentlich niemals Einzug im Duden finden. Hier ein Beispiel:

Der falsche Genitiv!
Dem Kai seine Schwägerin ihr Auto sein Gaspedal klemmte. Das sagt alles, nicht wahr? Manch einer mag bei Namen wie Thomas und Klaus versucht sein, den Genitiv deutlich zu machen. Klaus sein Auto … Autsch! So wie es das mittlerweile „Deppen-Apostroph“ genannte, aus dem Englischen übernommene, im Deutschen aber schlichtweg falsche Genitiv-Apostroph-S gibt, existiert aber in Schriftform eine legale Methode, die inzwischen salonreif ist. Ich nutze sie auch:
Klaus‘ Schwert. Da, das Apostroph ist richtig!
Martin’s Schwert. Ich schlage den deutschsprachigen und deutschschreibenden Autor, der das benutzt! Persönlich!

Gedanken zur handwerklichen Qualität

Ein Thema, das mir am Herzen liegt: Qualität.

Isabella Benz, Mitherausgeberin einer Anthologie beim Burgenweltverlag veröffentlicht in ihrem Blog die Liste der „NoGos bei Verlags-/Wettbewerbseinsendungen“

Da habe ich dann auch ein wenig Senf zu gegeben:
Oh, Dialoge in einer Zeile mit Gedankenstrichen zur Trennung der einzelnen Sprecher habe ich früher auch gemacht. Und ich behaupte immer noch, dass mir das in der Grundschule so beigebracht wurde. Aber ein Blick in jedes x-beliebige Buch zeigt, wie es auszusehen hat.

Rechtschreibung: Ich bin jemand, der mit der Alten Rechtschreibung aufgewachsen ist und die Neue streckenweise einfach nur hässlich findet. Doch eine Anthologie sollte einheitlich gesetzt sein, denke ich. Ein Wechsel je nach Geschichte von alt zu neu oder anders herum empfände ich als nicht sorgfältig aufbereitet.

Lektorat: Meiner Meinung nach hat ein Autor sein Werk in der bestmöglichen Form abzugeben. Wenn das Schreibprogramm tuffige rote Kringellinien unter ein Wort malt, heißt das, dass es das Wort oder diese Schreibweise nicht kennt. Einfach mal gucken, ob die Rechtschreibprüfung eine Alternative bietet. Tippfehler können passieren, auch ein Komma kann mal durchflutschen, doch ingesamt erwarte ich von jemandem, der sich Autor nennt, eine gute Rechtschreibung und Grammatikkenntnis. Dazu gehört für mich auch die Zeichensetzung! Von einem Lektorat erwarte ich, dass es mir ggf. Schwächen in meinem Text aufzeigt, verschwurbelte Sätze findet und mit mir daran arbeitet, den Text zu perfektionieren. Keinesfalls lasse ich Fehler großzügig im Text verteilt, da es ja „Aufgabe des Lektors ist, diese zu finden.“ Ist es erstens nicht, und zweitens ist auch ein Lektor nur ein Mensch, der auch niemals alle Fehler finden kann. Je sorgfältiger überarbeitet ich also meinen Text einreiche, desto besser wird das Endergebnis.

Und der Tipp mit dem Duden ist immer noch Gold wert!

Auch beim Bloginterview unter Frage 11 habe ich schon meine Meinung dazu kundgetan:
11. Dein Rat an jemanden, der mit dem Schreiben anfangen möchte?

Ganz viel lesen, ganz viel schreiben. Nur was geschrieben ist, kann auch überarbeitet werden. Noch sehr viel mehr lesen, vor allen in dem Genre, in dem man sich selbst bewegen möchte. Es gibt Genrekonventionen, und nur wenn man sie kennt, kann man sie auch richtig anwenden oder auf den Kopf stellen. Noch mehr lesen! Den Rat anderer suchen und aus dem stillen Kämmerchen kommen. Von sich selbst kann man nichts lernen. Rückmeldungen ernst nehmen. Nicht jede Rückmeldung ist das Ei des Kolumbus und muss sklavisch umgesetzt werden, aber es gibt einen Grund, warum diese Rückmeldung erfolgt ist.

Irgendwo habe ich gelesen, dass man den ersten Roman wegschmeißen soll. Wohl nicht in diesem Zusammenhang, mein Oheim sagt gerne grinsend zu mir, dass Eltern ihr erstes Kind wegschmeißen sollen (weil sie bei dem alles falsch gemacht haben, was nur möglich ist). Danke, ich bin die Erstgeborene. Danke, Mama, für das Nicht-Wegschmeißen!

Aber in Bezug auf Romane stimme ich zu und gehe sogar noch weiter, wenn ich mir die zahlreichen Erzeugnisse meiner Phantasie und diverser Schreibprogramme so ansehe. Meinen allerersten Roman habe ich 20 Jahre später neu geschrieben. Jetzt kann ich mit ihm leben. Zufriedenheit mit einem Werk kenne ich nicht. Zufriedenheit bedeutet für mich Stillstand.

Und ganz wichtig: Geduld! Nicht mit dem ersten Entwurf auf Erfolgsjagd gehen. Zeit lassen, um die Geschichten und auch die eigenen Fähigkeiten reifen zu lassen. Lernen, Üben, Lesen, Schreiben, Leben, Reifen.

Und jetzt noch ein wenig mehr Klugscheißen:
Ich erwarte nicht, dass jeder Autor die Unterschiede zwischen Konditionalsatz, Temporalsatz oder Modalsatz kennt. Das hab ich irgendwann in der Schule gelernt, und alle Begriffe fallen mir auch nicht mehr ein. Hier gibt es einen schönen Wikipedia-Artikel dazu. Wie gesagt, das erwarte ich gar nicht, es ist für die Schreibpraxis auch gar nicht so wichtig. Aber ich bin überzeugt, dass ein Autor einen Nebensatz erkennen sollte, wenn das Biest vor ihm auf und ab hüpft und nach seinem Komma schreit.

Ich bin mit der Alten Rechtschreibung großgeworden und schreibe sie noch heute. Einfach weil ich sie besser beherrsche als die Neue (die ich auch gerne Schlimmschreibung nenne, ey, ich bin Schleswig-Holsteinerin! Wir hatten einen Volksentscheid, und natürlich habe ich gegen die Schlimmschreibung gestimmt! Und wir haben gewonnen!). Ich brauche also Hilfe, meine Texte in die neue Form zu bringen. Jedes Schreibprogramm hat eine Rechtschreibprüfung. Mal ist sie toll, mal sorgt sie eher für Erheiterung denn nützliche Ergebnisse. Der Duden wurde schon erwähnt. Auf Duden.de kann man kurze Texte prüfen lassen. Oder die Vollversion der Dudenrechtschreibprüfung für ein Schreibprogramm kaufen. Das ist keine Schleichwerbung, und ich werde dafür auch nicht bezahlt, aber ich bin begeistert von der zusätzlichen Sicherheit, die diese Prüfung mir gibt.

Wegen möglicher Formunsicherheiten empfehle ich das eigene Lesen auch so sehr. In gedruckten Büchern sieht man ja, wie ein Dialog aussehen soll, wann die Zeilenschaltung erfolgen muss, wo die Kommata zu sitzen haben. Doppelte Leerzeichen kann jedes Schreibprogramm über die Suche finden. Ich erwarte von einem Autor, dass er Adjektive von Nomen unterscheiden kann und weiß, welches von beiden großgeschrieben wird. Das Thema Subjekt und Prädikat habe ich erst kürzlich einer Drittklässlerin nähergebracht, wo die Lehrererklärungen schlichtweg nicht ankamen.

Das sind nur die handwerklichen – um nicht zu sagen: grobmotorischen – Qualitätsmerkmale eines Texts. Aber sie sind so wichtig. Der tollste Text wird einen Lektor entsetzt vergraulen, wenn der Text wie Kraut und Rüben aussieht. Beispiele für gruselige Rechtschreibverbrechen gibt es genug. Einige „Werke“, die niemals eine Korrektur erfahren haben, kann der Suchende sogar bei Amazon erwerben. Wenn das gleiche, lateinischstämmige Wort auf einer Seite viermal in unterschiedlicher – konsequent falscher – Schreibweise zu finden ist, frage ich mich, wie der Schöpfer der Geschichte die ganzen roten Kringellinien hat ertragen können. Ein wenig Selbstreflexion und auch ein kritisches Auge auf den eigenen Text könnten mitunter Wunder bewirken.

Wobei: Niemand ist perfekt. Es gibt keine perfekten Menschen, nur perfekte Absichten.

Bloginterview

Die wundervolle Tina Alba hat mir durch ein Blogspiel 11 Fragen gestellt, die ich nun gerne beantworte. Vielen Dank für deine Fragen, Tina.

Wie läuft es ab?
Als Dankeschön den Tagger verlinken.
11 Fragen vom Tagger beantworten.
Sich selbst 11 Fragen ausdenken.
5 Blogger taggen, die unter 200 Follower haben, und es ihnen mitteilen.

Tinas Fragen an mich:

1. Was magst du am Schreiben am liebsten?

Schreiben hat für mich schon immer als Ausgleich funktioniert. Ich tauche in die Welten meiner Figuren ein und fühle mich dort als Chronist. Da ich stets nur sehr grob plotte (was man so „Plotten“ nennt: Ich kenne meine Figuren, Ausgangssituation und das Ende. In der Mitte sind wallende Nebel, die es zu erkunden gilt), ist jede Geschichte für mich eine Forschungsreise voller Überraschungen.

Ich leide und lache mit meinen Helden, und mitunter amüsiere ich mich auch königlich über sie. Nicht umsonst sind gerade die Protagonisten meiner Heroics Figuren mit Licht- und Schattenseiten und menschlicher Makel.

Recherche! Ich liebe Recherche. Ob ich nun durch den rekonstruierten Siedlungsausschnitt der Wikingerstadt Haithabu strolche oder mit Geheimtinten experimentiere, bis mein Arbeitszimmer nach verbrannter Milch stinkt, ich bin neugierig und freue mich, wenn ich erworbenes Wissen versteckt und realistisch anbringen kann. Wie eng es zwischen zwei Wikingerhäusern war, wie dicht die Bewohner eines Hauses zusammenlebten. Ich besitze Schaukampfwaffen, habe für meine Agentenromane aus früheren Zeiten Schießen gelernt und für meinen KielKrimi unter der Moderne nach der mittelalterlichen Stadt gesucht. Ich behaupte gerne, dass ein Leser Recherchevorarbeit merkt, dass diese vergnügliche Arbeit der Geschichte mehr Leben einhaucht.

Das Schönste am Schreiben? Wenn es richtig läuft, ich nur noch wie besessen tippe, um den Anschluss an mein Heldenduo nicht zu verpassen. Dialoge, bissige Seitenbemerkungen. Oh, und Kampfszenen, die mein (un-)heimliches Faible sind.

2. Woher nimmst du deine Ideen, was inspiriert dich?

Wenn ich das so genau wüsste. Mitunter ist es ein Bild, eine Bewegung oder ein Gesichtsausdruck zum Beispiel in einem Film. Ideen tauchen mitunter sehr unvermittelt und vor allem unerwartet auf, ohne dass ich sicher weiß, was der Auslöser dafür gewesen sein mag.

3. Welche deiner eigenen Figuren magst du am wenigsten? Warum?

Am Ende des Romans mag ich meine Figuren. Aber Rilan – Gegenspielerin und später Gefährtin von Kenna – mochte ich am Anfang des Romans überhaupt nicht. Das lag nicht zuletzt daran, dass ich beim Schreiben Charakterinkonsequenzen eingebaut habe. Doch selbst nach drei Überarbeitungen ist Rilan die Figur, die mir in der ersten Romanhälfte zwar vollkommen verständlich, aber nicht wirklich sympathisch ist.

4. An welchem Ort würdest du gern ein Buch schreiben?

Wo ich sitzen und schreiben möchte? Oder wo die Geschichte spielen soll? Ich entscheide mich für den Sitzplatz! Ich habe schon an ungewöhnlichen Orten geschrieben, nicht nur an meinem Schreibtisch. Bei Autorentreffen, in einem irischen Pub, während Wartezeiten im Auto (das ist enger, als ich vermutete, ich musste auf den Beifahrersitz wechseln, damit mein uralter Laptop mir nicht die Luft abdrückte). Wann und wo ich schreiben möchte: in einem Ferienhaus auf der dänischen Insel Römö im November, wenn das Wetter draußen so grottig ist, dass ich mich nicht hinauswage und brav schreibe.

5. In welchem Genre bewegst du dich am liebsten, um welches machst du einen Bogen? Warum?

Das betrifft Lesen und Schreiben, habe ich beim lauten Grübeln gerade gemerkt. Ich schreibe Fantasy, dort beackere ich derzeit das Untergenre Heroic Romance. Klingt unvereinbar, ist es aber nicht. „Schmachten und Schlachten“ nenne ich meine Art der Romane gerne. Ich habe große Kampfszenen (und nein, ein Schwertkampf dauert nicht ein paar Stunden, bis ein Gegner langsam ermüdet. Noch einmal nein, mit einem Schwert des europäischen Mittelalters kann man kein Seidentuch in der Luft zerschneiden. Laut Brüderchen auch nicht mit einem Katana. Ja, meine Pferde müssen als Models und mitunter auch als Textobjekte herhalten, das Thema Recherche meldet sich da erneut), kleine Scharmützel, Rüstungen, Waffen und einen Helden, der das irgendwie überleben muss. Doch wie ein rotes Seidenband zieht sich die Romanze durch den Roman.

Einen Bogen und warum? Gemeine Frage! Ich mag ChickLit nicht, ich mag keine Fickbücher, auch mit Psychothrillern bin ich eher weniger leicht hinter dem Ofen hervorlockbar. Ich mag feinen Humor wie von Georgette Heyer oder Terry Pratchett, keine brachialen Storys, und Sexszenen öden mich einfach nur an. Oder tragen zu meiner Erheiterung bei.

Unabhängig vom Genre: Grundsätzlich mag ich Ich-Erzählerinnen nicht so gerne (bei Ich-Erzählern hält meine Abneigung sich in Grenzen), da ich den toxischen Cocktail aus Dummheit, dämlicher Tapferkeit und Hormonen nicht ertrage.

6. Gibt es das für dich – das berühmte Buch, das dein Leben verändert hat?

Verändert hat es mein Leben nicht in dem Ausmaß, dass jeder es merkt und Oh und Ah schreit. Aber es hat mein Schreiben verändert und mir einen deutlichen Ansporn gesetzt. Mein erster Kontakt mit Georgette Heyer: Der Page und die Herzogin. Mittlerweile füllt das Werk dieser wundervollen Autorin anderthalb Bücherborde in meinem Arbeitszimmer.

Georgette schreibt wundervoll und wundervoll korrekt (was ich in der englischen Ausgabe bewundern kann). Aber es sind die Details, ihre Figuren, die sie so deutlich lieb hat. Und – kniet nieder, es ist zu toll – ihre Dialoge! Geschliffener Humor mit Augenzwinkern, Niveau und viel zwischen den Zeilen. Wortgefechte zwischen Liebenden und Feinden. Nicht ein Wort zu viel und doch einfach wundervoll.

7. Denk mal zurück – was war dein liebstes Kinderbuch?

Rasmus und der Landstreicher, Astrid Lindgren. So einfühlsam und liebevoll – und ein wunderschönes Ende ohne jeglichen Egoismus.

8. Welches Buch war für dich das Ungewöhnlichste, das du je gelesen hast?

Uff, Tina, hast Du auch mal leichtere Fragen? Umberto Eco: „Der Name der Rose“. Weil Eco bis zum Abwinken beschreibt und unendlich lange Sätze macht. Weil ich Sean Connerys Stimme im Ohr habe, wenn William of Baskerville den Mund aufmacht (und weil Sir Sean nicht „Writers“, sondern „Scriveners“ sagt, weil er ein Turbo-Schotte ist). Warum noch? Eco schweift ab, tummelt sich auf (scheinbaren) Nebenplätzen und führt den Leser durch enge Gassen, in denen wir unsere eigenen Atemzüge als Echo vernehmen. Und: Er beschreibt echtes Mittelalter, schmutzig, abergläubisch und furchterregend.

9. Mit welcher deiner eigenen Figuren kannst du dich am besten identifizieren?

Wirklich identifizieren? Mit keiner, hätte ich fast geschrieben. Stimmt nicht. Mit Horry! Horatia Dabelstein aus einem „heiteren Krimi“ mit 13 Huskys, einem Siamesen und einem entzückenden Buchantiquar.

10. Hast du ein Lieblingsprojekt? Welches? Warum?

Alle, die mich kennen, sprechen mit: Cajan!

Von all meinen Heroen ist Cajan der einzige, mit dem ich mir ein Zusammenleben vorstellen könnte. Ihn würde ich nicht am Morgen nach der ersten Nacht (spätestens!) mit dem Kopfkissen ersticken wollen. Er hat Seele und Tiefgang, und ich mag sein Lächeln.

11. Dein Rat an jemanden, der mit dem Schreiben anfangen möchte?

Ganz viel lesen, ganz viel schreiben. Nur was geschrieben ist, kann auch überarbeitet werden. Noch sehr viel mehr lesen, vor allen in dem Genre, in dem man sich selbst bewegen möchte. Es gibt Genrekonventionen, und nur wenn man sie kennt, kann man sie auch richtig anwenden oder auf den Kopf stellen. Noch mehr lesen! Den Rat anderer suchen und aus dem stillen Kämmerchen kommen. Von sich selbst kann man nichts lernen. Rückmeldungen ernst nehmen. Nicht jede Rückmeldung ist das Ei des Kolumbus und muss sklavisch umgesetzt werden, aber es gibt einen Grund, warum diese Rückmeldung erfolgt ist.

Irgendwo habe ich gelesen, dass man den ersten Roman wegschmeißen soll. Wohl nicht in diesem Zusammenhang, mein Oheim sagt gerne grinsend zu mir, dass Eltern ihr erstes Kind wegschmeißen sollen (weil sie bei dem alles falsch gemacht haben, was nur möglich ist). Danke, ich bin die Erstgeborene, Danke, Mama, für das Nicht-Wegschmeißen!

Aber in Bezug auf Romane stimme ich zu und gehe sogar noch weiter, wenn ich mir die zahlreichen Erzeugnisse meiner Phantasie und diverser Schreibprogramme so ansehe. Meinen allerersten Roman habe ich 20 Jahre später neu geschrieben. Jetzt kann ich mit ihm leben. Zufriedenheit mit einem Werk kenne ich nicht. Zufriedenheit bedeutet für mich Stillstand.

Und ganz wichtig: Geduld! Nicht mit dem ersten Entwurf auf Erfolgsjagd gehen. Zeit lassen, um die Geschichten und auch die eigenen Fähigkeiten reifen zu lassen. Lernen, Üben, Lesen, Schreiben, Leben, Reifen.

Und dieses Spielchen geht weiter! Meine Frageopfer:
Sabrina Siltala
Yalda Lewin
Sarah König
Annika Dick
Pinkes Plüschsofa

Und meine Fragen:
1. Was schreibst Du gerade?
2. Was wünscht Du Dir von Deinen Betalesern?
3. Hattest Du das schon einmal, dass ein Projekt eine Kragenweite zu groß für Dich war? Bewahrst Du die Idee auf und versuchst es später noch einmal?
4. Hast Du Schreibrituale? Kerzen, Kekse und Musik?
5. Gibt es ein Kinderbuch, das Dich verstört oder in sonst einer Art negativ berührt zurückgelassen hat?
6. Was war Dein letztes schreiberisches Erfolgserlebnis?
7. Wenn Du mit einer Deiner Figuren einen Tag lang tauschen könntest – wer wäre das? Und warum?
8. Gibt es ein Buch, das Dein Schreiben verändert oder beeinflusst hat? Oder gar ausgelöst hat?
9. In welchem Genre schreibst Du am liebsten? Warum?
10. Hast Du ein Rezept gegen Schreibkrisen und Plotlöcher?
11. Auch Dir möchte ich Tinas Abschlussfrage stellen: Dein Rat an jemanden, der mit dem Schreiben anfangen möchte?

Viel Spaß!