Manchmal werfe ich Pläne über den Haufen

Seit fast zwei Wochen laborierte ich an der Überarbeitung eines Romananfangs. Niedliche 75 Normseiten, sollte eigentlich ganz fix zu schaffen sein. Aber das tat es nicht, es zog sich wie Kaugummi und machte noch weniger Spaß.

Heute habe ich endlich begriffen, warum das so ist. Dieser Romananfang stammt von einem damals in Staffeln zu schreibenden Roman. Und er funktioniert nicht als ein Anfang! Zu begrenzend wirkten sich die damaligen Längenvorgaben aus, zu flach die Figuren, zu rasch die Handlung, ohne innehalten zu können, was die Handlung mit den Figuren eigentlich anstellt.

Erschwerend kommt hinzu, daß dieser Anfang auch schon drei Jahre auf dem Buckel hat, in denen mein Schreiben und ich uns reichlich weiterentwickelt haben.

Endlich habe ich mich also zu der Erkenntnis durchgerungen, daß einen solchen Anfang aufzumöbeln, zu polieren, zu ergänzen und teilweise umzuschreiben erheblich mehr Arbeit bedeutet, als alles über den Haufen zu werfen und bei Null anzufangen. Mehr Arbeit und ein qualitativ mich enttäuschendes Werk, wobei ich die Geschichte und die Figuren so liebe? Das kommt ja gar nicht in Frage.

Also Vorhang auf für den Neubeginn meines Wikingerromans "Odins Waisen" um den jungen Krieger Thorbrand, der in den Trümmern seines Heimatdorfs erwacht und zu Beginn gar nicht verstehen kann, was überhaupt geschehen ist. Es braucht andere Überlebende, die er in der entvölkerten Welt unter erschwerten Bedingungen aufstöbert, damit diese ihm mitteilen, daß der Weltenbrand Ragnarök den neun Welten zugestoßen ist. Nichts ist mehr so, wie es vorher war. Die Götter sind gefallen, und in der Welt der Menschen lauern ganz neue Gefahren … und Aussicht auf eine neue Weltenordnung.

Recherche: Haithabu

Quer durch Schleswig-Holstein spannt sich auch heute noch das Dannewerk, der Schutzwall der Wikinger gegen die Gegner, Räuber und Eindringlinge aus dem Süden. Schon als Vorläufer des Nord-Ostsee-Kanals verfügten die nordischen Händler und Forscher über einen Wasserweg von der Nordsee zur Wikingergroßstadt Haithabu im Schutze der Schlei bei Schleswig.

In Relation: Haithabu damals war eine Großstadt, wie selbst zeitgenössische Araber vermerkten. Es entsprach damals von Hafen, Handwerk und Wichtigkeit der heutigen Hafengroßstadt Hamburg inklusive Containerhafen.

Direkt am Haddebyer Noor liegt das Wikingermuseum Haithabu – nur einen Kilometer Fußmarsch vom historischen Siedlungsgebiet entfernt. Dort, wo heute noch der alte Stadtwall aufragt und das nun größtenteils landwirtschaftlich genutzte Stadtareal schützend umschließt, haben die Archäologen und Handwerker des Museums einen winzigen Teil der Siedlung wiederauferstehen lassen. Ursprünglich erstreckte Haithabu sich über das ganze, immerhin 26 Hektar große Areal. Plankenwege verhinderten, daß Fußgänger im Matsch versanken. Feuergefährliche Handwerke waren an den Rand gedrängt, um diese Siedlung nicht zu gefährden.

Größte Fundstelle ist auch heute noch das vormalige Hafenbecken. Über hölzerne Schiffanleger wurden hier die Knarr, die Handelsschiffe entladen, und vieles fiel einfach mal ins Wasser. Waffen, Tierknochen, Schiffswracks, Glasperlen, Münzen, Werkzeuge – alles ruhte im Hafenschlick und wartete auf die Neuentdeckung, die im Museum dokumentiert ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Highlight und Grund für meine Terminplanung war die Anwesenheit der SIGYN, eines Nachbaus einer echten Wikingerknarr, deren Wrack im Schiffsfriedhof von Skuldelev gefunden wurde.

Ein Besuch im rekonstruierten Siedlungsausschnitt ist für mich jedes Mal wieder eine geballte Ladung Inspiration. Nächstes Jahr werde ich meinen Roman „Odins Waisen“ erneut in Angriff nehmen. Geplant war er als Teil einer Serie beim Arcanum Fantasy Verlag. Leider scheiterte dieses ehrgeizige Projekt. Jetzt werde ich einen ganzen, ausgewachsenen Roman aus ihm machen. Mit Haithabu im Hinterkopf. Ich freue mich.