Zu meiner Verteidigung sei gesagt, dass mir am Wochenende eine liebe Freundin eine ganze Keksdose voll liebevoll selbstgebackener Zimtsterne geschenkt hat. Da diese meine Schreibnahrung schlechthin sind, verwunderte es mich gar nicht, dass eine seit einiger Zeit vorhandene, aber noch sehr vage Idee plötzlich begann, hektisch an meinem Hosenbein zu zupfen. Jetzt mampft sie Zimtsterne, krümelt mit Zuckerguss und zimtigem Mandelteig und spricht mit vollem Schnütchen.
Aber sie hat einen Titel mitgebracht: „Meisterdiebe“.
Wer Morgentau & Abendreif schon gelesen hat, weiß, dass ich mitunter eine Schwäche für Diebe habe. Wer meine Ideen kennt, weiß, dass die kleine zimtsternfutternde Vertreterin ihrer Art das natürlich auch wusste und jetzt sehr selbstzufrieden dreinblickt. Aber sie hat mehr als nur den Titel angeschleppt: Eine wundervolle Welt und eine schöne, verzwickte Hintergrundgeschichte passten auch noch in ihren kleinen Rucksack.
Ganz freiwillig arbeitet Sian nicht für die Königsmutter, aber eine Wahl hat er nicht. Seine Stellung als Priester der Muttergottheit verschafft ihm Zutritt zu allen Häusern und Burgen, wo er seiner Neigung zum Diebstahl und seinem Auftrag als Spion nachgeht. Bis er in einer Burg tatsächlich einen Konkurrenten um einen seltenen Edelstein bekommt.
Der Elf Yoreq flüchtet nach einem erfolglosen Diebstahlsversuch verwundet vor den Wachen, als er in Sians Arme prallt und von diesem höchst praktisch veranlagt in einer Kleidertruhe verborgen wird. Dass sein einnehmendes Äußeres eine Wirkung auf den strengen Priester genommen hat, kann Yoreq nur hoffen …