Ich lebe ja mit der kleinen, niedlichen, flauschigen Art Katzen zusammen. Aber es geht auch anders!
Als sie sich umwandte, saß die Katze hinter ihr. Große, bernsteinfarbene Kulleraugen wurden fest auf Vegas Gesicht geheftet.
Das Äußere mit dicken, runden Ohren, in deren Innenseite flaumiges Fell wuchs, die leuchtend rosa Nase und die treuherzigen Kinderaugen täuschten, dessen war Vega sich sicher. Sie kannte Katzen wie diese. Und so wie das Gesicht mit dem breiten Nasenrücken geschnitten war, vermutete sie, dass diese Katze aus einer guten Zucht stammte und nicht eher zufällig durch eine freie Verpaarung entstanden war.
Sie ging nicht in die Hocke, lockte das Tier auch nicht mittels eines verniedlichenden Kosenamens, sondern betrachtete die muskulöse und doch so graziöse Gestalt kritisch.
Die Katze legte den Kopf schief und maunzte leise.
»Tu nicht so harmlos. Ich habe Deinesgleichen schon gesehen. Ich weiß, was du bist, und ich kann mir denken, zu wem du gehörst. Deine Zeiten als gelangweilter Rattenfänger sind vorbei.«
Wieder ein kurzes, beinahe gebelltes Maunzen als Antwort. Die Katze stand auf, reckte sich mit weit nach oben erhobenem Hinterteil, streckte den dicken Schwanz zur Decke und gähnte hemmungslos. Schneeweiße Dolche saßen im kraftvollen Kiefer. Die Katze fuhr die Krallen aus, jede einzelne ein Krummsäbel.
»Nein, ich habe keine Angst vor dir.«
Ein fröhliches Maunzen, dann sprang die Katze auf, als hätte jemand sie nass gespritzt, wirbelte einmal um die eigene Achse und rannte über den gepflasterten Hof, sprang über eine Hecke und verschwand im Gemüsegarten.