Drabble

„Sturm im Wasserglas“

Ein karibischer Sturm zog auf. Wolken tobten am Horizont und kamen schnell näher. Das Wasser – eben noch friedlich und türkis – wurde dunkel und unruhig. Der Kapitän befahl, die Segel einzuholen und schickte vorsichtshalber drei Mann an die Lenzpumpen. Er hatte Seide und Gewürze geladen, er konnte es sich nicht leisten, dass das Schiff womöglich Schlagseite bekam und die Ladung nass wurde …

Der Chefredakteur sah von dem Entwurf auf. „Das wirst du noch editieren müssen. Das untergegangene Schiff war ein Mülldampfer der Stadtreinigung – und es sank nicht in der Karibik, sondern im Stadtkanal! Du arbeitest bei einer Zeitung – nicht als Romanschreiber!“

Drabble

„Sandkastenfreunde“

„Waaaah, der hat mir Sand ins Auge geschaufelt!“, schrie die Kleine.
„Olle Petze“, murrte ihr Bruder, der eine Sandburg bauen wollte.
Seine andere Schwester schaufelte einen Sandberg in die Höhe. Er grinste und schaufelte etwas von ihrem Sand zu seiner im Entstehen begriffenen Sandburg.
„Das ist mein Sand!“, rief sie empört.
„Ist doch genug da.“
Die Kleine saß im Sand, schniefte und wischte sich Körnchen aus den Augen.
Ich beugte mich über die Sandkiste. „Nur für den Fall, daß ihr drei es immer noch nicht kapiert habt: Das ist kein Spielplatz, sondern euer Katzenklo!“
„Mau?“, fragten alle drei entsetzt nach.

Gedanken zur handwerklichen Qualität

Ein Thema, das mir am Herzen liegt: Qualität.

Isabella Benz, Mitherausgeberin einer Anthologie beim Burgenweltverlag veröffentlicht in ihrem Blog die Liste der „NoGos bei Verlags-/Wettbewerbseinsendungen“

Da habe ich dann auch ein wenig Senf zu gegeben:
Oh, Dialoge in einer Zeile mit Gedankenstrichen zur Trennung der einzelnen Sprecher habe ich früher auch gemacht. Und ich behaupte immer noch, dass mir das in der Grundschule so beigebracht wurde. Aber ein Blick in jedes x-beliebige Buch zeigt, wie es auszusehen hat.

Rechtschreibung: Ich bin jemand, der mit der Alten Rechtschreibung aufgewachsen ist und die Neue streckenweise einfach nur hässlich findet. Doch eine Anthologie sollte einheitlich gesetzt sein, denke ich. Ein Wechsel je nach Geschichte von alt zu neu oder anders herum empfände ich als nicht sorgfältig aufbereitet.

Lektorat: Meiner Meinung nach hat ein Autor sein Werk in der bestmöglichen Form abzugeben. Wenn das Schreibprogramm tuffige rote Kringellinien unter ein Wort malt, heißt das, dass es das Wort oder diese Schreibweise nicht kennt. Einfach mal gucken, ob die Rechtschreibprüfung eine Alternative bietet. Tippfehler können passieren, auch ein Komma kann mal durchflutschen, doch ingesamt erwarte ich von jemandem, der sich Autor nennt, eine gute Rechtschreibung und Grammatikkenntnis. Dazu gehört für mich auch die Zeichensetzung! Von einem Lektorat erwarte ich, dass es mir ggf. Schwächen in meinem Text aufzeigt, verschwurbelte Sätze findet und mit mir daran arbeitet, den Text zu perfektionieren. Keinesfalls lasse ich Fehler großzügig im Text verteilt, da es ja „Aufgabe des Lektors ist, diese zu finden.“ Ist es erstens nicht, und zweitens ist auch ein Lektor nur ein Mensch, der auch niemals alle Fehler finden kann. Je sorgfältiger überarbeitet ich also meinen Text einreiche, desto besser wird das Endergebnis.

Und der Tipp mit dem Duden ist immer noch Gold wert!

Auch beim Bloginterview unter Frage 11 habe ich schon meine Meinung dazu kundgetan:
11. Dein Rat an jemanden, der mit dem Schreiben anfangen möchte?

Ganz viel lesen, ganz viel schreiben. Nur was geschrieben ist, kann auch überarbeitet werden. Noch sehr viel mehr lesen, vor allen in dem Genre, in dem man sich selbst bewegen möchte. Es gibt Genrekonventionen, und nur wenn man sie kennt, kann man sie auch richtig anwenden oder auf den Kopf stellen. Noch mehr lesen! Den Rat anderer suchen und aus dem stillen Kämmerchen kommen. Von sich selbst kann man nichts lernen. Rückmeldungen ernst nehmen. Nicht jede Rückmeldung ist das Ei des Kolumbus und muss sklavisch umgesetzt werden, aber es gibt einen Grund, warum diese Rückmeldung erfolgt ist.

Irgendwo habe ich gelesen, dass man den ersten Roman wegschmeißen soll. Wohl nicht in diesem Zusammenhang, mein Oheim sagt gerne grinsend zu mir, dass Eltern ihr erstes Kind wegschmeißen sollen (weil sie bei dem alles falsch gemacht haben, was nur möglich ist). Danke, ich bin die Erstgeborene. Danke, Mama, für das Nicht-Wegschmeißen!

Aber in Bezug auf Romane stimme ich zu und gehe sogar noch weiter, wenn ich mir die zahlreichen Erzeugnisse meiner Phantasie und diverser Schreibprogramme so ansehe. Meinen allerersten Roman habe ich 20 Jahre später neu geschrieben. Jetzt kann ich mit ihm leben. Zufriedenheit mit einem Werk kenne ich nicht. Zufriedenheit bedeutet für mich Stillstand.

Und ganz wichtig: Geduld! Nicht mit dem ersten Entwurf auf Erfolgsjagd gehen. Zeit lassen, um die Geschichten und auch die eigenen Fähigkeiten reifen zu lassen. Lernen, Üben, Lesen, Schreiben, Leben, Reifen.

Und jetzt noch ein wenig mehr Klugscheißen:
Ich erwarte nicht, dass jeder Autor die Unterschiede zwischen Konditionalsatz, Temporalsatz oder Modalsatz kennt. Das hab ich irgendwann in der Schule gelernt, und alle Begriffe fallen mir auch nicht mehr ein. Hier gibt es einen schönen Wikipedia-Artikel dazu. Wie gesagt, das erwarte ich gar nicht, es ist für die Schreibpraxis auch gar nicht so wichtig. Aber ich bin überzeugt, dass ein Autor einen Nebensatz erkennen sollte, wenn das Biest vor ihm auf und ab hüpft und nach seinem Komma schreit.

Ich bin mit der Alten Rechtschreibung großgeworden und schreibe sie noch heute. Einfach weil ich sie besser beherrsche als die Neue (die ich auch gerne Schlimmschreibung nenne, ey, ich bin Schleswig-Holsteinerin! Wir hatten einen Volksentscheid, und natürlich habe ich gegen die Schlimmschreibung gestimmt! Und wir haben gewonnen!). Ich brauche also Hilfe, meine Texte in die neue Form zu bringen. Jedes Schreibprogramm hat eine Rechtschreibprüfung. Mal ist sie toll, mal sorgt sie eher für Erheiterung denn nützliche Ergebnisse. Der Duden wurde schon erwähnt. Auf Duden.de kann man kurze Texte prüfen lassen. Oder die Vollversion der Dudenrechtschreibprüfung für ein Schreibprogramm kaufen. Das ist keine Schleichwerbung, und ich werde dafür auch nicht bezahlt, aber ich bin begeistert von der zusätzlichen Sicherheit, die diese Prüfung mir gibt.

Wegen möglicher Formunsicherheiten empfehle ich das eigene Lesen auch so sehr. In gedruckten Büchern sieht man ja, wie ein Dialog aussehen soll, wann die Zeilenschaltung erfolgen muss, wo die Kommata zu sitzen haben. Doppelte Leerzeichen kann jedes Schreibprogramm über die Suche finden. Ich erwarte von einem Autor, dass er Adjektive von Nomen unterscheiden kann und weiß, welches von beiden großgeschrieben wird. Das Thema Subjekt und Prädikat habe ich erst kürzlich einer Drittklässlerin nähergebracht, wo die Lehrererklärungen schlichtweg nicht ankamen.

Das sind nur die handwerklichen – um nicht zu sagen: grobmotorischen – Qualitätsmerkmale eines Texts. Aber sie sind so wichtig. Der tollste Text wird einen Lektor entsetzt vergraulen, wenn der Text wie Kraut und Rüben aussieht. Beispiele für gruselige Rechtschreibverbrechen gibt es genug. Einige „Werke“, die niemals eine Korrektur erfahren haben, kann der Suchende sogar bei Amazon erwerben. Wenn das gleiche, lateinischstämmige Wort auf einer Seite viermal in unterschiedlicher – konsequent falscher – Schreibweise zu finden ist, frage ich mich, wie der Schöpfer der Geschichte die ganzen roten Kringellinien hat ertragen können. Ein wenig Selbstreflexion und auch ein kritisches Auge auf den eigenen Text könnten mitunter Wunder bewirken.

Wobei: Niemand ist perfekt. Es gibt keine perfekten Menschen, nur perfekte Absichten.

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„Nach der Schlacht“

Er war der letzte Überlebende, stand auf einem unsäglichen Schlachtfeld nach einem Angriff, der alles vernichtet hatte. Nichts war mehr übrig, alles war zerstört. Zugegeben, er hatte nur überlebt, weil er sich versteckt hatte. War das wirklich Feigheit, angesichts einer unbesiegbaren Übermacht? War es nicht hingegen dumm, einen Heldentod zu sterben, nur weil man zu stolz war, eine günstige Gelegenheit zu nutzen? Was hatte Tapferkeit seinen Gefährten genützt? Hingemetzelt hatte man sie!
Der erste Ansturm war vorbei, und Janina schob den leeren Saftkrug beiseite. Und da stand tatsächlich noch ein Negerkuß auf ihrem Geburtstagstisch. Den hatte sie vorher total übersehen!

Fertig: Niro

Kaum zeige ich mein schickes von der großartigen Si-yü Steuber gefertigte Cover herum, ist der Roman auch schon fertig!

Niro ist der in Schimpf und Schande davongejagte Paladin seines alten Königs, der in Niro zumindest bis zum Zeitpunkt von Schimpf und Schande einen Sohnersatz gesehen hat. Niro nahm es nur mit Mein und Dein nicht so genau, und als aufflog, daß er seinen Anteil an den Steuereinnahmen eigenmächtig ein wenig vergrößerte, bekam er Ärger.

Vogelfrei und verbittert verdingt er sich als Dieb für besondere Kostbarkeiten und Meuchler – wenn die Bezahlung stimmt. Ohne es zu wissen, bedient er mit seinen Diebstählen auch den Erzmagier des Königs, der mit diesen Kostbarkeiten Gemeines plant. Um den Zauber allerdings komplettieren zu können, braucht der Magier die Seele eines gefallenen Helden. Nehmen wir doch einfach Niros!

Auftritt Elee, eine vom Erzmagier entführte, schwarzgeflügelte Kindfrau, die wild entschlossen und äußerst gehorsam ist – leider auch dann wenn die Befehle nicht von ihrem Herrn stammen. Sie versucht die Scharte, Niro vor dem sicheren Tod gerettet zu haben, schnell auszuwetzen, während der Erzmagier schon einmal den Krieg mit dem Nachbarreich anzettelt und ein alter König sich fragt, warum er wegen einiger Tonnen Gold seinen Paladin davongejagt hat …

Mein dritter NaNoWriMo-Roman nach Arrion und Juran: Niro
108.627 Wörter auf 441 Seiten

Gerade während der letzten Seite konnte ich mich eines Grinsens beim Tippen nicht erwehren. Sind die beiden süß!