Drabble

„Hausaufgaben“

Derek beugte sich über die Hausaufgaben, während er eine Banane schälte. Mathe war kein Problem, fand er. Die Aufgaben sahen viel aus, aber sie waren alle der gleiche Mist. Hatte man es einmal verstanden, erledigte der Taschenrechner den Rest. Englisch, in der letzten Arbeit hatte es eine sechs gegeben, vielleicht sollte er sich mehr anstrengen. Russisch, aua, die Buchstaben alleine waren schon eine Herkulesaufgabe. Kyrillisch war wirklich schwer. Das sah alles komisch aus.
„Papi, nun beeil dich endlich mit meinen Hausaufgaben. Du hast mir versprochen, daß wir heute Abend noch Grillen wollen, und nun trödelst du hier herum“, moserte Sebastian.

Druckfahnen „Ein Ehrenwerter Rat“

Die Anthologie „Richter der Nacht“ des Burgenwelt Verlags geht in die heiße Phase. Und mit ihr mein KielKrimi! Schon im November ist das Buch erhältlich.

Heute bekam ich – nach zwei sorgfältigen Lektoratsdurchgängen mit dem Herausgeber Dirk Röse und einem finalen Korrekturgang der Verlegerin Jana Hoffhenke – meine Druckfahnen. Erwähnte ich schon, daß ich Druckfahnen liebe?

Noch einmal folge ich einem Stadtbüttel, einem Rat und einem Scharfrichter durch die Straßen meiner Geburtsstadt Kiel Anfang des 15. Jahrhunderts. Vorsicht, da liegen Pferdeäpfel! Und was da so stinkt – das möchte ich gar nicht genauer wissen!
Umgeben vom Wall spielt meine Geschichte rund um Sankt Nikolai, zwischen Haßturm, Faulstraße und Hafen an der Kieler Förde.

Drabble

„Der tüchtige Prinz“

Regen fiel auf die kleine Stadt. Prinz Kunibert stromerte zu Fuß durch den Stadtpark. Er sah einen alten Mann auf einer Bank sitzen, vor ihm auf dem Sandweg eine Mütze. Der Prinz warf einige Münzen hin und ging weiter – in dem angenehmen Bewußtsein, etwas Gutes getan zu haben. Er half einer alten Frau über die Straße, schlichtete Streit zwischen zwei Kindern, hielt einen Taschendieb auf und wies einem Fremden den Weg zur Herberge. Dann kehrte er in die Burg zurück.
Der Leichenwagen stand auf dem Hof, der tote König wurde herausgetragen.
Ja, sagte Kunibert sich, heute war ich wirklich tüchtig!

Als und Wie – oder doch als wie?

Als und wie als falsche Kommatasignalgeber:

Ja, die beiden leiten gerne mal Nebensätze ein, die dann natürlich ein Komma benötigen. Aber nicht jedes als oder wie leitet einen Nebensatz ein (davon mal ab, dass die Unterscheidung dieser beiden kleinen Wörtchen auch manchem Probleme bereitet. Auch schon gehört: als wie. Die ultimative Formulierung, um der Unterscheidung elegant aus dem Weg zu gehen: Er ist größer als wie sie.), und wenn sie das nicht tun, gibt es auch kein Komma.

Sie war größer als er.

Sie sah aus wie ein Erdhörnchen.

Kein Verb im vermeintlichen Nebensatz, also ist es auch kein Nebensatz und bleibt vom Komma verschont.

Überhaupt liebe ich Kommata – wenn sie da stehen, wo sie hingehören. Manch Autor nutzt den homöopathischen Ansatz der Zeichensetzung und spart seine Kommata eisern für magere Zeiten. Aber auch den ballistischen Ansatz habe ich schon entdecken müssen: Meinst du, Stiefel? Was zum Kuckuck macht das Komma da?

Betalesen III

Tina Alba hat über den Umgang mit Kritik gebloggt. Das paßt mir gerade wunderbar in den Kram, und ihre Gedanken kann ich sehr gut nachvollziehen.

Die bislang härteste Kritik zu einer veröffentlichten Kurzgeschichte attestierte mir einen "Schmonzettenschreibstil". Autsch, das hat richtig, richtig wehgetan. Da eine andere Kurzgeschichte dem Rezensenten allerdings freundliches Lob entlockte, lernte ich mit dem Verriß zu leben. Was soll ich auch anderes tun? Mit keiner Geschichte kann ich es jedem recht machen, jeden erreichen und begeistert. Das ist einfach so. Ich gebe mein Bestes.

Womit ich den Bogen zurück zum Betalesen schlage: Sobald ich für einen neuen Autor betalese, schreibe ich meinen üblichen Spruch, den ich all meinen Anmerkungen vorausstelle:
Dies stellt meine Meinung dar. Nichts davon ist böse oder als persönlicher Angriff gemeint. Dies sind meine Hilfestellungen, mit denen Du meiner Meinung nach Deine Geschichte verbessern kannst. Nimm, was Du gebrauchen kannst, vergiß den Rest. Nur bei den Kommata lasse ich nicht mit mir verhandeln.

Und genauso, denke ich, sollte jeder Autor die Meinungen eines Betalesers aufnehmen. Manchmal gibt es Mißverständnisse (Warum? Vielleicht hat der Autor etwas nicht deutlich genug ausgedrückt, weil er seinen Text und die Hintergründe gut kennt. Möglicherweise hat der Betaleser zwei Seiten vorher ein wenig unaufmerksam gelesen, weil er/sie sich auf Wortwiederholungen konzentriert hat.). Manchmal stört ein Betaleser sich an einer Autorenmarotte, die sparsam dosiert gar nicht schlimm wäre. Ich zum Beispiel habe eine unüberwindliche Aversion gegen das Verb "schauen". Ich behaupte, daß das irgendwie dialektisch ist. Südlich der Elbe, ganz bestimmt. Und wenn ich dann auf einen Autor stoße, der dieses "schauen" inflationär oder sogar alternativlos verwendet, mache ich bissige Anmerkungen.

Ich gebe mir auch Mühe, gelungene Stellen und Formulierungen zu loben. Diesbezüglich bin ich ein wenig zu sparsam, und das weiß ich. Dabei freue ich mich doch selbst immer, wenn ich ein kurzes, aber prägnantes *kicher*, *sabber* oder *YEAH!* am Rand notiert finde.

Ich weiß, wie besorgt und nervös ich bin, wenn eine meiner Geschichten an einen Betaleser geht. Wird sie gefallen? Oder einfach nur als doof und platt angesehen? Habe ich es geschafft, meine regelrechts und wirklichs zu bändigen? Sind da wieder hunderttausende Verbfaulheiten und Wortwiederholungen drin? Aber das Wichtigste: Kriegt mein Betaleser an den richtigen Stellen Herzklopfen?

Tina Alba bezeichnet Geschichten als Kinder. Und das sind sie. Ich halte es für sehr wichtig, daß sie auch ohne eine schützende Autorin, die wie eine Helikopter-Mama um sie herumrennt, laufen lernen. Auch wenn das manchmal weh tut.