„Das aus dem Keller“ eine Kurzgeschichte für den Verlag ohneohren

Eine Jubelmeldung! Heute kam der Vertrag für die Anthologie „Missverstandene Monster“ des Verlags ohneohren bei mir an. Eine Sammlung von Kurzgeschichten, die vorerst als ebook erscheint und später hoffentlich auch als Taschenbuch herausgegeben werden wird.

Mit dabei meine Kurzgeschichte „Das aus dem Keller“ um eine ältere Dame, die zwecks Lebensabendgemütlichkeit ein kleines Häuschen in ländlicher Idylle erwarb. Der Makler hat leider verschwiegen, dass es einen Mitbewohner gibt, der nachts an der Kellertür nagt, um sich Zutritt zum Wohnbereich zu verschaffen …

Wie so oft hat jemand Pate für die Geschichte gestanden. In diesem Falle Ichauch, ein Baby-Flauschoraptor (ja, so etwas gibt es!), der auf meinem Schreibtisch lebt und furchtbar gerne Geschichten erzählt bekommt.

Einige andere Beiträge durfte ich betalesen, und ich bin überzeugt, dass diese Anthologie für viel Lesevergnügen, versonnenes Kichern und lautes Lachen sorgen wird!

Drabble

Tatort

Die Leiche lag auf dem Küchenfußboden. Der Kommissar und sein Assistent beugten sich über das blutüberströmte Mordopfer. Alles war voller Blut. Spritzer reichten bis an die Zimmerdecke, die Schränke tropften rot. Die Leiche lag in einer Blutlache, die Einschußwunden klafften in der Brust.
„Eine hübsche Frau war sie“, sagte der Assistent betroffen. Er war angemessen blaß.
Der Kommissar nickte und stopfte seine Pfeife. Sein ganzes Gehaben war das eines Mannes, der alles schon gesehen hat, den nichts mehr schocken kann.
Er zuckte empfindlich zusammen, als die Leiche vernehmlich nieste.
„Cut!“, schrie der Regisseur und biß voller Wut in das Drehbuch.

„Jörn“ – eine Kurzgeschichte aus der Anthologie „Sagenkinder“

Wie die Zeit vergeht! 2010 veranstaltete der damals noch extrem blutjunge Verlag Mondwolf seine erste Anthologieausschreibung. Das Thema: Sagengestalten aus Mitteleuropa

Ich bin ja so sehr norddeutsch, daß mir schon Abwandlungen von „Tschüß“ in der Seele quietschen, und natürlich wählte ich mit Klaxdonnersbüll ein Setting, das mir bekannt und vertraut war. Zum Wohlfühlen dörflich – und mit einem Geheimnis.

Ich wohne auf dem Land auf einem schönen Resthof. Auf der Suche nach einem solchen Domizil besichtigte ich auch einen alten, reetgedeckten Hof, Baujahr 1737, der unverschämt romantisch aussah. Während ich die Tenne besichtigte und über den Strohboden ging, konnte ich mir bei diesem Haus nur vorstellen, dass es einen Hausgeist geben muss, der all die Jahrhunderte auf das Haus achtgegeben hat. Seit diesem Maklertermin trug ich den Gedanken an diesen kleinen Nissen mit mir herum, die Ausschreibung war das Signal, die Geschichte zu erzählen.

Ich sprang aus dem Bett, zog eine Jeans und einen Pullover über den Pyjama, schnappte mir meine Taschenlampe und rannte hinab in das Erdgeschoss. Nun hörte ich das Weinen deutlicher. Es kam aus dem Garten vor dem Küchenfenster. Ich schlich lautlos durch meine Wohnung und blieb in der Küche stehen.
Ein Kind. So konnte nur ein Kind weinen. Leise, herzzerreißend und vollkommen traurig. Ich schloss die Tür zum Garten auf, widerstand dem Impuls, die Gartenbeleuchtung einzuschalten, öffnete die Tür und trat lautlos nach draußen.
Unter dem Apfelbaum war ein dunkler Schatten. Ich schaltete die Taschenlampe ein, und ihr Licht fiel auf eine kleine Gestalt in Lumpen, die erschrocken den Kopf hochriss, geblendet ins Licht starrte, sich aufrappelte und davonrennen wollte.
Ich bin kein überaus sportlicher Mensch. Aber ich arbeite mit Pferden, miste ihre Ställe aus und kann im Notfall sehr schnell reagieren. Dies war ein Notfall, denn das Lumpenkind wollte verschreckt vor mir wegrennen. Es humpelte – ich nicht! Ich ließ die Taschenlampe fallen, sprintete durch den Garten und bekam das Kind zu fassen, bevor es den Pferdestall umrunden konnte.

Drabble

Ausgeliefert

Peter Holländer lehnte am Geländer der Dachterrasse und sah auf das Meer hinaus, das die Farbe von Stahlwolle hatte. Er fühlte sich depressiv, leer, wie ausgehöhlt. Er war verzweifelt. Es gab nichts, was er ändern konnte. Er befand sich vollkommen in ihrer Gewalt, Gegenwehr war sinnlos. Er hatte keinen eigenen Willen mehr, er war zu schwach, um etwas zu tun, zu verändern. So ging es einfach nicht mehr weiter!
„Peter, Schatz, nach der Diätliste darfst du heute noch ein Stück Obst essen. Was möchtest du lieber? Einen Apfel oder eine Birne?“
Er beugte sich über das Geländer und weinte leise.

Helden

Auf der Flucht, nachdem sie ihren gewalttätigen Ehemann in Notwehr tötete, trifft Zirys auf den Seefürsten Drakhall. Ein Jahr zuvor hatte sie eine Affäre mit ihm, jetzt ist er ein Gefangener ihres Mannes. Gemeinsam werden sie in die Strudel eines Bürgerkriegs gerissen, während Zirys sich abmüht, wieder vertrauen zu können. Verblüffenderweise gestaltet sich dies dank Drakhalls aufreizender Gelassenheit schwerer als erwartet.