Wenn Helden in die Jahre kommen …

… hat das für mich einen ganz besonderen Reiz!

NotizenDas Thema „Wann ist ein Held ein Held?“ habe ich ja schon begeistert beackert. Mit angenehmem Zuspruch und Interesse. Danke dafür! Dabei kam auch – nicht das erste Mal – die Altersthematik zur Sprache. Ich mag keine strahlenden Helden ohne Ecken und Kanten, und ich mag auch keinen Spät-Teenager, der die Kampftechniken eines Großmeisters beherrscht, zu deren Erlernung ihm mindestens zehn Jahre Lebenszeit fehlen.
Meine eigenen Teenagerjahre liegen ja schon ein wenig in der Vergangenheit. Und auch meine Helden – mit den Ausnahmen Roveon, Farlin und Kenna – sind altermäßig deutlich jenseits der Dreißig. Niro müsste sogar die Vierzig schon geknackt haben.

Mein Held Ciran sinnierte neulich noch so schön über die natürliche Auslese in den Reihen der Krieger. Wer seine erste Schlacht überlebt, Kopf, Arme und Beine noch angewachsen, Eingeweide alle noch da, wo sie hingehören, hat gute Aussichten, auch den nächsten Kampf zu überstehen. Erfahrung wiegt das Ungestüm und die Tapferkeit der Jugend auf, so Ciran. Außerdem gibt er zu bedenken, dass ein Verwundeter, der über gutes Heilfleisch und eine robuste Konstitution verfügt, eher wieder auf dem Kampfplatz stehen und weitere Schlachtenerfahrungen sammeln kann, als jemand, der zu Entzündungen, Schwäche und Fieber neigt, dessen aufgeschlitztes Bein nicht wieder heilt, sodass ein beherzter Feldscher zur Säge greifen muss.

Meine Krieger werden also auf den ersten Blick nicht älter, sondern besser. Sie sammeln Erfahrungen und eine gewisse Abgeklärtheit, die ihnen mitunter den Hals retten können. Aber natürlich macht sich Verschleiß bemerkbar. Waffen und Ausrüstung wiegen reichlich, hinzu kommt die eigene Muskelmasse des Helden. Meine Jungs sind außerdem auch immer verflixt hochgewachsen.

Einen Krieger kann man mit einem Hochleistungssportler vergleichen. Gewicht und Belastungen fordern ihren Tribut, denn das Ganze machen Knorpel, Gelenke und Sehnen nicht unbegrenzt mit. Die ersten Wehwehchen stellen sich ein, werden im Kampfgeschehen soweit möglich noch tapfer ignoriert, aber danach ist ein Knieverband mit wärmender Pferdesalbe ober eine heiße Moorpackung auf dem schmerzenden Rücken mehr als nur willkommen.

Dass ich diese ersten Alterserscheinungen natürlich gnadenlos ausbeute, versteht sich von selbst. Es macht den Helden – die perfekte Kampfmaschine, die ihre Gegner scheinbar mühelos (schwitzend, blutbespritzt …) niedermacht – menschlicher. Jeder, der sich schon mal den Rücken verhoben oder einen Knöchel verstaucht hat, kann das nachvollziehen. Und es bietet mir natürlich Gelegenheit, so einen großen Kerl unerwartet zu Boden zu senden, weil das böse, alte Knie genau in diesem Augenblick die Rechnung für viele Jahre der Überlastung vorlegt und einen Generalstreik ankündigt.

Hinzu kommt, denke ich, noch ein kleiner, gemeiner psychologischer Effekt. Irgendwann reichen Erfahrungsschatz, Strategie und Technik nicht mehr aus, wenn ein jüngerer Gegner herbeispaziert. Wie bewusst ist es unseren Helden, dass ein Tag X kommen wird, da sie einem Jüngeren unterlegen sein werden?

Und bevor jemand schimpft, daß Ü30 doch noch lange kein Senior ist: Einen Held jenseits der Sechzig habe ich auch schon in eine Geschichten gesteckt. Ein in Würde gealterter Wikingerkrieger, der eigentlich lieber Bootsbauer geworden wäre.

Wie seht ihr das?

Wann ist ein Held ein Held?

NotizenHelden unterscheiden sich je nach Genre. Was einen Protagonisten in einem Liebesroman anziehend macht, würde ihn vielleicht in einem Thriller zur Fehlbesetzung machen. Romane sind ein kleiner Urlaub, eine Auszeit, die nur uns und dem Helden gehört, mit dem wir mitfiebern, mitleiden, lachen und zittern wollen.

Helden müssen Macken, Schwächen, Kanten haben. Auf Hochglanz poliert, glattgebügelt, fehlerfrei, allwissend und allkönnend – langweilig! Das ist wie ein ganzer Roman nur Friede, Freude und Eierkuchen. Wir brauchen Konflikte – innere wie äußere. Wir brauchen Gegensätze – immerhin ziehen die sich ja bekanntlich an (und mitunter auch gegenseitig aus, jaja).

Ein unrühmliches Beispiel aus meiner eigenen Feder: Ich schuf einen prachtvoll anzusehenden Helden, natürlich ein großer Krieger, dabei allerdings verständnisvoll, einfühlsam und vollkommen hilfsbereit, selbstlos meine Heldin zu retten. Auf Seite 200 konnte ich mein eigenes Schnarchen der Langeweile hören, holte mir fachfrauliche Hilfe und bekam die vernichtende und vollkommen berechtigte Kritik: Der Kerl ist ein langweiliger Frauenversteher. Er braucht eine Kante! Die bekam er. Verständnisvoll und ein augenscheinlicher Frauenversteher blieb er – beharrlich auf der Suche nach Schwachpunkten, bei denen er einhaken und seinen Vorteil abschöpfen kann. Mit Fürsorge versuchte er ab da, meine Heldin zu steuern, damit sie das tat, was er wollte. Und wahrscheinlich kam er sich dabei immer noch sehr selbstlos vor.

Kratzer im Lack, Kante, Charakter – wie auch immer ich es nenne, meine Helden tragen Schatten mit sich herum. Ob sie nun vollkommen überzeugt sind, der beste Liebhaber aller Zeiten zu sein („Es wird dir gefallen.“), ob sie eine Phobie mit sich herumschleppen, in der Vergangenheit Böses durchlebten oder einfach der Welt größter Egoist sind, es formt sie und sorgt für Konfliktpotential und damit Spannung. Ein Held muss auch mal was auf die Nase bekommen. Wenn er lässig und mühelos durch alle Gefahren spaziert, ist das ebenso langweilig wie der oben erwähnte glattgebügelte Hochglanz.

Interessant dazu ist die Leserabstimmung des Empire-Magazines zur besten Filmfigur: Platz 3: Han Solo (charmanter Schurke, auf eigenen Vorteil bedacht, fällt in Liebesdingen und mit dem defekten Antrieb der Falcon oft genug auf die Nase), Platz 2: James Bond (unvergessen Sean Connerys Gesichtsausdruck, nachdem ein Gegner auf einen Schwung bondiger Urinprobe im Gesicht darauf reagierte, als wäre es hochkonzentrierte Salzsäure) und Platz 1: Indiana Jones (schmutzig, verschwitzt, alles bis auf den Ellenbogen tut weh, Angst vor Schlangen, tappt liebenswürdig in Fallen und vertraut den falschen Leuten).

In diesem Sinne hoffe ich, dass ich mit meinen Helden auf der richtigen Spur bin. Spaß macht es mir allemal, mit ihnen ein wenig die Unterwelt aufzuwischen, ihrem überbordenden Ego gemeine Tiefschläge zu verpassen und natürlich ganz erheblich an ihrem Lack zu kratzen.

P.S. Wer hat jetzt auch Herbert Grönemeyer im Ohr? Wann ist ein Held ein Held? Dadammda …

Inspirationsfutter für Fantasyautoren

1180 ließ Henry II. von England Dover Castle bauen. Eine Verteidigungsanlage, die gleichzeitig ein Monument der englischen Baukunst sein sollte. Wenn wir heutzutage eine alte Burg(-ruine) sehen, ist sie kahl, nur noch eine leere Hülle. Teppiche, Möbel etc. wurden entweder ausgeräumt oder sind wie Wandputz und Malerei zerfallen. English Heritage hat sich an das Experiment gemacht, auf Basis von Forschungen Dover Castle wieder in jenem Glanz erstrahlen zu lassen, den es zu Lebzeiten Henrys aufgewiesen haben muss.

Youtube: Time Team special zu Dover Castle (BBC)

Perfekt für Fantasyautoren, Detailaufnahmen einer Festung des 12. Jahrhunderts zu sehen, sich inspirieren zu lassen, Inneneinrichtungen zu sehen, wie sie ausgesehen haben mögen. Klasse!

 

Kurzfassung: Schreibratgeber vom Größten

Ich mag Shakespeare, das hat sich ja schon bestimmt herumgesprochen. Während ich mit einer Autorenkollegin ein Romanproblem besprach („Die wandern da zwei Wochen lang herum. Ich will das nicht beschreiben!“), kam mir der Prolog von Heinrich V. natürlich ins Hirn: Überspringt der Zeiten Lauf, die nicht der Handlung dienen.

Und da der ganze Prolog mir so schreibratgeberisch erscheint, möchte ich ihn dringend mit Euch teilen. Aus der wundervollen Verfilmung von Kenneth Branagh mit Derek Jacobi als Chorus: Oh, Muse des Feuers, gäbe es Dich doch …

Hier geht es direkt zu Youtube

Kampfszenen schreiben

StreitkolbenDies wird keine perfekte Anleitung, wie ab sofort jeder die absolut mitreißende, umwerfende und turbotolle Kampfszene schreiben kann. Aber ich habe nun von mehreren Seiten gehört, dass das Schreiben dieser Szenen schwer fällt – und dass meine Kampfszenen gefallen. Dankeschön!

Ich schreibe Heroic Romantic Fantasy – „Schmachten & Schlachten“, und natürlich dürfen da Kampfszenen nicht zu kurz kommen, präsentieren sie doch den Helden im martialischen Leuchten eines entfesselten Kriegsgotts. Mein Setting ist also ganz grob dem europäischen Mittelalter vergleichbar. Waffen und Rüstungen müssen nicht immer aus dieser Epoche und Region kommen. Meine Jungs arbeiten mit Axt (Zweihandaxt, die es so nur in der Fantasy gibt), Schwert, Säbel, Streitkolben, Klingenstab, Dolch und notfalls auch Stilett. Sie sind unterschiedlich gerüstet, wobei nur der Wikinger-Grimmenhelm (Brillenhelm) meistens auftaucht.

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