Das klingt ja immer wieder mal durch: Im Genre Fantasy braucht autor keine Recherche. Ist ja sowieso alles ausgedacht und hat mit unserer Welt nichts zu tun.
Stimmt nicht!
Beispiel aus meinem Roman „Drakhall“: Ich beschrieb, wie Pfeile in einen Bösewicht einschlagen und dieser – als hätte ihn ein mittelgroßer Fels aus einer Schleuder erwischt – rückwärts geworfen wird. Eine befreundete Bogenschützin (und Autorin), die ich um Betahilfe gerade bei den Bogenszenen gebeten hatte, fragte daraufhin ganz trocken: „Willst du Hollywood oder Realismus?“
Ich entschied mich für Realismus!
Ich liebe Recherche. Time Team oder auch die Farm-Serie (BBC) mit Ruth Goodman und Peter Ginn (landwirtschaftlicher Kalender, Pflügen mit Ochsen und Pferden, Vorratshaltung, Kochen für Landarbeiter, Schafe scheren, Zusammenspiel Bauern und Kloster, alte Bräuche, Kleidung, Handwerk …) haben mich ein gutes Stück weitergebracht. Ich liebe Burgen, meine Schaukampfwaffen, authentische Mittelaltermärkte, den Siedlungsausschnitt von Haithabu und Museen.
Wer meine Heroic Romantic Fantasy (Schmachten & Schlachten, der Balanceakt zwischen Blutrot und Rosarot) kennt, weiß, dass ich Helden mitunter sehr kaputtspiele. Ich hab das Handbuch der Forensik und den Pschyrembel (Handbuch für den angehenden Hypochonder, wie ich es unartig auch nenne). Aber damit stoße ich mitunter auch wirklich an Grenzen. Tut es weh, auf die eigenen Gedärme zu treten? Wo sollte ich den Speer nicht (und wenn doch, wie weit höchstens?) in meinen Helden piksen, wenn ich den Helden drei Tage später noch brauche? Welche Behandlungsmethoden (außer magischen, die ich aber gerne als Schummeln betrachte) kann ich auf mein an das Mittelalter angelehntes Setting übertragen?
Vorhang auf für Jürgen Eglseer! Er ist Notfallsanitäter und hat auf dem LitCamp2018 schon eine Session darüber gehalten, wie man Helden am Leben erhalten (oder auch nicht) und Bösewichter grandios abmurksen kann. Und jetzt geht er einen Schritt weiter: