Was wir tun: Wir sitzen vor einem Schreibgerät (es gibt viele, die von Hand vorschreiben und später brav abtippen, ich schreibe direkt am PC), starren es mitunter minutenlang an und verfallen dann ins wilde Schreiben. Oder quetschen uns einen Satz raus, starren den dann eine Weile an, löschen ihn, stellen ihn um oder verfluchen ihn stumm. Oder schreiben weiter.
Unterhaltsam werden wir unser Umfeld nur manchmal. Ich bete immer, dass kein armer Abhörer meine Telefonate mit anderen Autor(inn)en anhören muss. Er würde mitunter entsetzt sein oder sich scheckig lachen. Das gleiche gilt für Kontakte per eMail. Abgründe hatte ich ja schon einmal beleuchtet. Nun kommen wir zu den (hoffentlich) witzigeren Dingen:
Auf der Autofahrt überfällt mich heimtückisch ein Dialog. Ich kichere hinter dem Lenkrad und grinse dumm. Und habe weder Diktiergerät (Ich habe eins! Wirklich! Ich weiß nur nicht, wo es sich gerade versteckt! Aber für genau solche Situationen habe ich es gekauft.) noch Notizbuch bei mir. Ja, dumm. Passiert mir auch nicht wieder, versprochen. Während meine beiden Hauptfiguren sich also fröhlich in meinem Kopf unterhalten, das gleiche Gespräch sogar mehrfach von vorne anfangen und dabei jedes Mal noch besser gestalten, bin ich versucht, meine beste Freundin anzurufen. Freisprecheinrichtung ist ja vorhanden, daran scheitert es nicht. Genau, beste Freundin anrufen und ihr den Dialog diktieren! Bis mir dämmert, dass ich kaum über den zweiten Satz hinauskommen werde, weil meine Helden es mir natürlich schwer machen, ohne lautes Gelächter diesen Dialog auszusprechen. Dann bin ich mir ziemlich sicher, dass meine Freundin beim Aufschreiben genau an diesem zweiten Satz scheitern wird. Wahrscheinlich wird sie lachend über ihrem Netbook zusammenbrechen.
Ich bin also brav nach Hause gefahren und dort an den Rechner gestürzt, um diesen verflixten Dialog aus meinem Kopf zu bannen.
Andere Augenblicke, in denen mein Umfeld überzeugt sein musste, dass ich mein letztes bisschen Verstand verloren habe:
Wie geht Geheimtinte? Ich breche mitten im Satz ab und stürme die Küche, um alles Benötigte zusammenzuraffen und in mein Arbeitszimmer zu verschleppen, wo ich hoffentlich ungesehen experimentieren kann. Die Geruchsentwicklung brachte mir natürlich die Frage ein, ob ich etwas auf dem Herd vergessen habe.
Kann jemand mit Handschellen eine Leiter hinaufklettern? Diese Frage war spontan nicht zu beantworten. Ich musste mir ja erst Handschellen bestellen, auf meine geplagte Postzustellerin lauern und dann warten, bis wirklich niemand auf meinen Hof kommen könnte. Dann hangelte ich mich die Leiter hinauf und bekam natürlich sofort Publikum, das aber kopfschüttelnd abzog, nachdem ich peinlich berührt (und mit schmerzenden Handgelenken geplagt) nur ein Wort hervorbrachte: „Recherche!“