… oder: Wo kommen eigentlich die kleinen Geschichten her?
Eine vollkommen unrepräsentative Erhebung unter Autorenfreunden und natürlich bei mir über die letzten Jahre ergab: Unter der Dusche, auf dem Klo (ja, ehrlich!), beim Autofahren oder bei Hausarbeit (langweilig) kommen die meisten Ideen einfach anspaziert. Manchmal sind sie noch richtig klein, bringen nur eine Figur im Schlepptau heran, die sie stolz vor der Autorin Füße ablegen und dann einen Keks erwarten. Einige sind größer und schleifen eine Stadt oder einen mittelprächtigen Konflikt hinter sich her.
Mir stampfte schon ein kompletter Roman (na ja, das Heldenpaar und der Hauptkonflikt) beim Filmgucken ins Hirn. Wobei die Geschichte nichts mit dem gerade konsumierten Film zu tun hatte, sondern nur von einem Gesichtsausdruck des dortigen Bösewichts inspiriert wurde.
Gesprächsfetzen beim Einkaufen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln sind auch immer wieder hilfreich, ebenso bin ich einmal von einer Idee angefallen worden, als ich ganz harmlos mit Mama telefonierte.
Was macht man nun mit diesen kleinen Ideenfunken, während sie die Keksdose plündern und mit vollen Hamsterbäckchen kauen und furchtbar herumkrümeln? Ich lasse sie wachsen und gedeihen. Höchst selten schreibe ich etwas dazu auf, sondern beobachte das kleine Keksmonster, während es der mittlerweile leeren Keksdose sein Leid klagt und noch mehr von der Idee erzählt. Ich höre zu, und ein Mosaikstein fällt neben den nächsten. Wenn ich Pech habe, schmeißt mir die kleine Idee eine ganze Tonne voll Steinchen vor die Füße und wartet dann ungeduldig, daß ich mir etwas aussuche.
Manche Ideen versanden. Teilweise vergesse ich, was ich daran toll fand. (Das Ideenmonster ist inzwischen mit der nächsten vollen Keksdose durchgebrannt …) Oder die Grundzüge der Geschichte fesseln mich selbst nicht mehr. Dann lasse ich die Finger davon.
Aber manchmal reichen zwei, drei Sätze, um mich zu fesseln, ein Dokument zu öffnen und die ersten Worte zu schreiben.
Vor siebenhundert Jahren nahm der erste König des Reichs seinen Winterfürsten Ariz als ewigen Wächter mit sich ins Grab. Ein Glück für Yeva, die vor den Avancen ihres Vetters und einem feindlichen Heer in die Grabanlagen flüchtet. Gemeinsam mit Ariz, in dem Yeva bald einen Freund entdeckt, versucht sie, ihr Reich zurückzuerobern.
Habe ich erst einmal angefangen, höre ich selten auf, bevor die Geschichte nicht erzählt ist.
Und wo überfallen Euch die Ideen?